Das Urteil des Verfassungsgerichtshofs hat auch für die öffentlichen Schulen der Deutschsprachigen Gemeinschaft Konsequenzen. Das erklärte Unterrichtsminister Harald Mollers am Donnerstag in der Ausschusssitzung im Parlament auf Anfrage der Abgeordneten Marion Dhur (CSP) und Petra Schmitz (ProDG).
Derzeit erlaubt die Gesetzgebung der DG keine allgemeine Befreiung vom Religionsunterricht.
Mollers plädierte aber dafür, dass die DG lieber Vorsicht walten lassen solle. Verschiedene Gesetzestexte müssten abgeändert werden - darunter Artikel 11, der die Benotung des Religions- und Moralunterrichtes vorsieht. Oder auch Artikel 63, der eine generelle Befreiung vom Unterricht in Religion oder Moral verbietet.
Auf Antrag müsse eine Freistellung von den besagten Schulstunden in Zukunft möglich sein – und zwar ohne nähere Begründung.
Zur Debatte steht dann allerdings, was mit den Schülern passiert, die von den Unterrichten befreit sind. Haben sie dann Freistunden? Mollers kündigte an, dass dieses Thema in den kommenden Monaten noch ausführlich diskutiert werden müsse.
Illustrationsbild: Thierry Roge (belga)
Religionsunterricht in der bisherigen Form ist Sache der Kirche und hat an staatlichen Schulen nichts verloren.
Also weg damit! Somit würde sich die Möglichkeit ergeben, im Rahmen einer Ethikstunde (oder wie immer man sie nennen mag) über andere Glaubensformen zu informieren und sie den Schülern näher zu bringen.
Das könnte zum besseren Verständnis Andersgläubiger beitragen.
Das (katholische) Christentum hat mich sehr geprägt, doch sollte es an öffentlichen Schulen ein Wahlfach sein, mehr nicht. Als Pflichtfach ist Religion an Schulen genau so sinnlos wie Latein: Man lernt den ganzen Kram, um ihn nachher zu vergessen. Ebenso sollten Ethik oder Philosophie Wahlfächer sein. So was muss man nicht wissen.
Herr Scholzen kennt sich in fast allem aus und hat zu fast allem eine entschiedene Meinung. Er hat mal die Schule besucht, also weiß er auch, was "man" wissen muss. Respekt! Ich bin seit 36 Jahren Sekundarschullehrer und weiß immer noch nicht, was "man" muss. Ich weiß nur, wie verschlungen die Wege des Lernens sind und dass jeder seine ganz eigenen Stärken und Vorlieben hat, in denen er es dann auch zu etwasbringt. Stammtischparolen, wie sie Herr Scholzen verkündet, sind nicht nur dumm, sondern auch anmaßend. Glaubt man solchen Parolen, dann reduziert sich das schulische Programm auf das, was man später nie mehr vergisst (und noch!), d.h. auf das, was früher das Primarschulcurriculum ausmachte: Lesen, Schreiben und Rechnen, vielleicht noch zwei Fremdsprachen, und das war's. Statt Weltgeschichte allenfalls etwas Regionalhistorie, statt Literatur Zeitunglesen, statt Kunst Handwerk, statt Religion oder Ethik die Heilsversprechen der Werbung und der neuen Medien. Alles, was jungen Menschen dabei hilft, Lebensorientierung und Persönlichkeit zu entwickeln: weg damit, denn "so was muss man nicht wissen." Ausverkauf der Bildung heißt die Devise , denn "man lernt den ganzen Kram" doch nur, um ihn nachher zu vergessen". Was für eine einfältige, was für eine gefährliche Auffassung von Bildung! Si tacuisses, philosophus mansisses! (Hättest du geschwiegen, wärst du ein Philosoph geblieben.))
Hut ab, Herr Josef Stoffels!
@Stoffels:
Aha! Wie man hier liest, haben die Schullehrer mit ihrer Schulweisheit scheinbar immer recht. Ich will den Lehrerberuf wirklich nicht runter machen, aber glauben Sie wirklich, dass Ihre geistige Schulbildung besser und mehr wert ist als die eines durchschnittlichen Menschen? Meinen Sie, dass Sie in den meisten Dingen realistischer denken können, weil Sie überdurchschnittliche geistige Schulbildung genossen haben? Macht eine solche Bildung etwa moralisch und geistig überlegen?
Meinen eigenen Religionsunterricht habe ich immer genossen, da ich mich dafür interessiere. Die meisten haben sich immer weniger begeistern können, je älter sie wurden. Aus denen sind auch anständige Menschen geworden.
Heutzutage sind viele Lehrer, die geistige Unterrichtsfächer weitergeben, doch links-ideologisch angehaucht. Eigentlich wird doch nur noch "political correctness" weiter gegeben. An Schulen war die herrschende Meinung schon immer die Meinung der Herrschenden.
Das hat nix mehr mit Bildung zu tun. Man kann sich auch dumm studieren.
Bravo, Herr Stoffels! Ich frage mich nur, was manche in der Schule gelernt haben oder besser gesagt, was hängengeblieben ist!!!!
Einzige und letzte Antwort an Herrn Scholzen:
1. Nirgendwo in meinem Beitrag habe ich behauptet, dass ich als "Schullehrer" mit meiner "Schulweisheit" (Formulierungen, die einen hohen Grad an irrationaler Aversion verraten) besser urteilen kann als andere. Obschon ich nicht der Meinung bin, mich "dumm studiert" zu haben, gebe ich bereitwillig zu, dass ich über die meisten Dinge wenig bis gar nichts weiß. Aber in eigener Sache, d.h. in puncto Schule, Unterricht und Bildung traue ich mir mehr Sachverstand zu als Ihnen.
2. Das hat rein gar nichts mit Einbildung oder Anmaßung zu tun. Ich halte mich im Übrigen für einen "durchschnittlichen Menschen", der sich weiß Gott niemandem überlegen fühlt, schon gar nicht "geistig und moralisch." Aber meine Erfahrung als Lehrer (meinetwegen auch "Schullehrer") hat mich gelehrt, dass vieles von dem, was Sie offenbar für überflüssig und unsinnig halten doch seine Früchte trägt. Außerdem bin ich überzeugt, dass eine werteorientierte Erziehung, die weit über den Religionsunterricht hinausgeht, heute notwendiger ist denn je.
3. Dass Sie die Lehrer der geisteswissenschaftlichen Fächer pauschal als "links-ideologisch angehaucht" bezeichnen, ist eine reine Unterstellung. Vielleicht galt das einmal in den 60er und 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts, und wenn, dann ganz bestimmt nicht oder nur sproradisch in Ostbelgien. Die politischen Kategorien links-rechts usw. halte ich im Übrigen für überlebt. Und wenn in der Schule "political correctness" bzw. "die Meinung der Herrschenden" gepredigt werden sollen, bin ich sogar entschieden dagegen. Kritisches Denken und differenziertes Urteilen auf der Grundlage fundierten Sachwissens sind in unserer Zeit der politischen Desinformation und der globalen Kommerzialisierung notwendiger denn je.
Ihnen wünsche ich alles Gute. Danke an Frau Kerstges und Herrn Ramscheid.
Dann sind wir uns ja einig: Ich bin auch dagegen, Religion ect... abzuschaffen, dann soll sich einjeder das wählen, was er braucht.