Zwei Jahre vor dem 100. Geburtstag der einzigen deutschsprachigen Tageszeitung des Landes sind das schlechte Nachrichten, sehr schlechte. Es geht zunächst einmal um menschliche und berufliche Existenzen, aber mehr noch: Es geht auch um das Überleben eines kleinen, aber keineswegs unbedeutenden Verlagshauses.
Arbeitnehmer und Gewerkschaften hat die Ankündigung vollkommen überrascht. Die Reaktionen bewegten sich zwischen Unverständnis, Enttäuschung, Wut und Schockstarre. Nachvollziehbar!
Es ist den GE-Verantwortlichen zu glauben, dass sie sich die Entscheidung nicht leichtgemacht haben. Denn ihr Hintergrund ist ein ebenso ernster wie komplizierter. Keine Frage: Die Zeitung und deren Produktion stehen im Wandel der Zeit. Lange Zeit ging es darum, eine möglichst aktuelle Zeitung auf Papier zu drucken. Heute spielt die digitale Verbreitung eine immer größere Rolle. Und das geht, wie es in der Pressemitteilung heißt, nur über "hohe Investitionen und Spezialisierung". Nicht nur in Belgien, sondern weltweit bedeutet das auch, dass kleinere Verlage oft in wirtschaftliche Nöte geraten, weil Kosten- und Konkurrenzdruck durch die Großen der Branche exponentiell wachsen. Zahlreiche Druckereien in Belgien und den Nachbarstaaten mussten Konkurs anmelden - siehe 2014 Brimberg in Aachen.
Olivier Verdin, Geschäftsführender Direktor des GrenzEcho, sieht einen "unerbittlichen Preiswettbewerb" mit einem sich in den kommenden Jahren noch verstärkenden Trend.
Die GrenzEcho-Chefs haben aus dieser Erkenntnis die Konsequenz gezogen, das Drucken aller internen und externen Produkte auszulagern. Da kommt es zupass, dass die mächtige Rossel-Gruppe 50 Prozent Anteile an der GrenzEcho AG hält und in Nivelles eine höchstmoderne riesige Druckerei betreibt. Die Folge: Alles, was bisher an der Vervierser Straße in Eupen durch die Rotation lief - Zeitung, Magazine, Bücher - wird künftig bei Rossel oder anderen hochspezialisierten Druckereien hergestellt.
Was bleibt, sind viele offene Fragen: Was geschieht mit den 14 Mitarbeitern der Druckerei? Wie wird der Sozialplan aussehen? Welche Auswirkungen werden die längeren Transportwege für Zeitung und Abonnenten haben? Und: Ist es tatsächlich so, wie die Geschäftsführung es formuliert, dass sie durch die Druckereischließung dafür sorgen kann, das "zurzeit noch auf gesunden Füßen stehende Unternehmen" am Leben zu erhalten?
Die Verantwortlichen beruhigen erst einmal ihr Personal und die Kunden. Man werde alles tun, weiterhin einwandfreie Inhalte, Informationen und Produkte zu liefern. Die gedruckte Zeitung werde als Hauptprodukt bestehen bleiben, gleichzeitig wolle man die digitalen Angebote ausbauen.
Warten wir's ab! Der Weg wird steinig und schwer sein. Auch nach der Auslagerung des Druckgeschäfts.
Das GrenzEcho hat ostbelgische Geschichte mitgeschrieben und mitgeprägt. Es wäre jammerschade, wenn das Unternehmen mit seinen vielen kompetenten Mitarbeitern die enormen Herausforderungen nicht bewältigen könnte.