Auf großes Interesse stoßen monatliche Führungen durch den "Hambacher Forst" - einem ursprünglich 5500 Hektar großen Waldgebiet an der Autobahn A 4 zwischen Aachen und Köln. Gerade mal 900 davon sind übrig geblieben. Und auch dieser Rest soll noch dem Braunkohletagebau weichen. Michael Zobel liegt der Erhalt des Waldes am Herzen.
Der alte Laubwald muss dem Braunkohletagebau weichen - ebenso wie die angrenzenden Ortschaften und ein Teilstück der A4, das bereits verlegt wurde. Nach Plänen des RWE-Konzerns soll in zwei Jahren alles abgerodet werden, um Braunkohle zu fördern. Auf der anderen Seite der alten Autobahn steht bereits kein Baum mehr. Hinter der Böschung graben sich die Bagger in die Tiefe. Die Tagebaukante nähert sich von hier aus dem Rest des Hambacher Forstes und den angrenzenden Ortschaften. Für Anwohner ein bedrohliches Szenario.
Der "Hambacher Forst" ist ein Wald, in dem viele geschützte Tierarten leben: Neben der roten Waldameise gehören auch die Haselmaus und viele Fledermausarten dazu, erklärt Waldpädagoge Michael Zobel. Auf seinen dreistündigen Wanderungen durch den Hambacher Forst will er aber nicht nur die Natur erklären, sondern auch Begegnungen und Gespräche ermöglichen. Begegnungen mit den Baumbesetzern zum Beispiel. Sie wollen das Abholzen des Waldes verhindern. In ihren Baumhäusern harren die jungen Menschen aus, um sich einer drohenden Rodung des Hambacher Forstes zu widersetzen. So wie Clumzy. Der 26-Jährige verbringt einen großen Teil seiner Zeit im Baumhaus. Sein Engagement für die Umwelt hat den Österreicher hierher geführt. Bereits drei mal ist der Hambacher Forst durch Polizei geräumt worden – zuletzt im März letzten Jahres. Die Besetzer wurden vertrieben, hunderte Jahre alte Bäume abgeholzt. Statt dichtem Laubwald blieben gerodete Flächen zurück. Doch die jungen Leute lassen sich nicht unterkriegen. Auch einer möglichen vierten Räumung wollen sie sich widersetzen.
Unterstützung erhalten die Baumbesetzer vom Protestcamp, das am Waldrand liegt. Ein Anwalt hat den Umweltaktivisten sein Privatgrundstück zur Verfügung gestellt. Auch hierhin führt Michael Zobel seine Gruppe. Bislang haben mehr als 500 Menschen an den Wanderungen mit dem Naturführer Michael Zobel teilgenommen, um sich vor Ort ein Bild von den Auswirkungen des Braunkohletagebaus zu machen.
Auch aus Ostbelgien gibt es Interesse. "Wenn hier ein Wald abgeholzt wird in dem Ausmaße, dann kriegen wir das ja alle mit. Die Luftverschmutzung, die beim täglichen Gebrauch des Baggers entsteht, wirkt sich bis in unsere Gegend aus - je nachdem wie der Wind steht", erklärt Arnold Schunck aus Kelmis, der sich für den Erhalt des Waldes engagiert.
"Und es gibt inzwischen so viele andere Möglichkeiten Energie zu gewinnen, dass ich das nicht einsehen kann, dass der letzte Rest von einem Wald, der mal sehr ausgedehnt war, vernichtet werden soll." Weitere Führungen mit Michael Zobel durch den Hambacher Forst finden am 12. April und am 17. Mai statt.
Bild: BRF