"Wachse oder weiche!" Diese Maxime in der europäischen Landwirtschaft ist Kjartan Poulsen gut bekannt. In Dänemark betreibt er mit zwei Partnern einen großen Biobetrieb mit 15 Angestellten. Mit 45 Kühen hat er vor gut 20 Jahren begonnen, heute sind es zwanzigmal so viele. Dennoch ist Poulsen als Vorstandsmitglied des European Milk Board nicht überzeugt vom vielgepriesenen "dänischen Modell".
Die Schulden, die in Dänemark so horrend sind, dass die ostbelgischen Zuhörer die Hände über dem Kopf zusammenschlugen, drehen vielen Landwirten den Hals um: Allein in der vergangenen Woche hätten wieder 20 Betriebe schließen müssen, weil die Banken nicht mehr mitspielen. Gleichzeitig tanze jeder um das Goldene Kalb "Leistungssteigerung", beklagt Poulsen.
Karl Meyer aus Bayern melkt derweil seine 60 Kühe nur noch einmal am Tag. Das Prinzip hat er sich über Lektüre anderswo abgeschaut. Und es hat funktioniert. Betriebswirtschaftlich lässt sich das so ausdrücken: "Von einer high-output-Strategie, die meine Kollegen ja alle fahren, das heißt möglichst Leistung zu machen, bin ich zu einer low-input-Strategie umgestiegen, das heißt möglichst wenig Kapital und möglichst wenig Arbeitskräfte, um meinen Familienbetrieb zu bewirtschaften", erklärt Karl Meyer.

Neben der betriebswirtschaftlichen Komponente kommt für Karl Meyer noch etwas anderes Wichtiges hinzu. "Ich hab nach kurzer Zeit festgestellt, dass sich mein ganzes Leben verändert hat, da ich ja abends nicht mehr in den Stall muss. Ich kann am Wochenende einfach mal weg sein", freut sich Meyer.
Hier trifft sich die Lebensphilosphie des Bayern Karl Meyer mit der seines dänischen Berufskollegen Kjartan Poulsen. "In meinem Betrieb machen wir das auch so: so wenig Einsatz wie möglich", erklärt Poulsen.
In Sachen Milchpreis macht Kjartan Poulsen den ostbelgischen Milchbauern wenig Hoffnung: Zyklisch betrachtet müsste der Preis, den sie für die Milch bekommen, eigentlich wieder steigen. Andere Parameter und die Abschaffung der Quotenregelung zum 1. April mit der zu erwartenden Mehrproduktion würden ihn aber wohl weiter in den Keller drücken...
Bilder: BRF