Er sei förmlich an die Decke gegangen, sagt Berthold Müller, als er diese Woche im Ameler Gemeindehaus das Protokoll einer Arbeitssitzung bei Renogen einsehen durfte.
Neben den heutigen Geschäftsführern von 4energyinvest/Renogen, Filip Lesaffer und Jean-François Meys, hatten Anfang Oktober Vertreter von mehreren wallonischen Umweltbehörden daran teilgenommen - und eben der Gemeindeverwaltung Amel - daher das Protokoll. Nun sei auf dieser Sitzung festgehalten worden, dass Renogen gemäß seiner Zulassung keinerlei Kunststoff verbrennen dürfe - was aber der Fall ist.
Darauf hatte die Opposition im Ameler Gemeinderat Anfang August anlässlich des Schwelbrandes bei Renogen hingewiesen. Beim Umschichten der gelagerten Mengen Biomasse seien Plastikrückstände ins Auge gesprungen, die in Holz- oder Grünabfällen nichts zu suchen hätten - auch nicht in sogenanntem Siebüberlauf, wie ihn Renogen nach eigenen Angaben neuerdings verwerte.
Berthold Müller hatte aus eigenen Notizen eines Gesprächs zitiert, das im Frühjahr auf Bitten der Bürgerinitiative Kaiserbaracke geführt wurde. Darin habe Betriebsleiter Meys einen Kunststoffanteil von "ein bis zwei Gewichtprozent" genannt, der sich aber innerhalb europäischer Normen bewege. Die Angabe von bis zu zwei Prozent habe Meys nun laut Protokoll in der besagten Sitzung von Anfang Oktober bestätigt - was Berthold Müller insofern eine gewisse Genugtuung verschafft, als ihm aus dieser Zahl ein Strick gedreht worden sei. Doch gehe es laut Zulassung ja weder um 1 oder 2 Prozent noch um 0,1 oder 0,2 Prozent. Vielmehr sei es demnach für Renogen gar nicht erlaubt, Kunststoff zu verbrennen.
Auf unsere Anfrage bestätigt Marianne Petitjean, die in Lüttich bei der Außenstelle des wallonischen Umweltministeriums für Genehmigungen zuständig ist, dass es so in der Zulassung steht. Das Treffen vom Oktober habe gerade dem Zweck gedient, mit allen Beteiligten nach einer Lösung zu suchen für die Diskrepanz zwischen der einmal angefragten und erteilten Genehmigung und der betrieblichen Realität, wie sie sich heute darstelle. Will heißen: Die Genehmigung soll den neuen Gegebenheiten angepasst werden - im Rahmen der vorgebenen Richtwerte.
Für die Ameler Gemeinderatsopposition bleiben dennoch viele Fragen offen: Wo kommt das Material her? Warum ist Kunststoff in der Biomasse enthalten? Auf welchem Weg gelangt er hinein? Und: geht es nicht auch ohne?
Spätestens am Freitagabend wird das Thema wieder im Ameler Gemeinderat zur Sprache kommen. Mitte Oktober hatte die Opposition eine Frage dazu eingebracht, die laut Geschäftsordnung nun vom Gemeindekollegium beantwortet werden muss.
Und dann geht es in einem anderen Punkt ja noch darum, die Industrie- und Gewerbezone Kaiserbaracke zu erweitern.
Archivbild: BRF