Wie entwickelt sich das Insolvenzverfahren, wann und wie werden die Forderungen der Gläubiger befriedigt, besteht noch Aussicht, dass auf dem Gelände des Schlachthofes in der Industriestraße wieder eine wirtschaftliche Aktivität einzieht ? Das Thema Eupener Schlachthof ist nach wie vor mit vielen Fragezeichen besetzt.
Der Welkenraedter Rechtsanwalt Jean Luc Ransy, der mit seiner Kollegin Michelle Habets vom Eupener Handelsgericht mit der Durchführung des Insolvenzverfahrens beauftragt worden war, gab sich im Gespräch mit dem BRF jedenfalls vorsichtig optimistisch.
Bei der Suche nach einem Interessenten sind die Konkursverwalter nach eigener Darstellung aber fündig geworden. Von fünf oder sechs Interessenten unter anderem aus Belgien, den Niederlanden und der Türkei habe eine Gesellschaft am meisten geboten. Es handelt sich um die türkische Merkez-Holding. Sie habe nicht nur die Anteile der insolventen Aytac übernommen, sondern wolle auch am Standort Eupen investieren. Der Rechtsanwalt aus Welkenraedt nannte gegenüber dem BRF zwar den Namen der Gesellschaft, allerdings ohne auf weitere Details einzugehen.
Eine wichtige Weiche für die erfolgreiche Suche nach einem Kaufinteressenten hatte die Stadt Eupen im April gestellt. Durch die letztliche Entschädigungszahlung von 141.000 Euro waren alle aus der Konzession herrührenden Forderungen der Stadt gegenüber dem insolventen Schlachthof-Betreiber beglichen worden, so dass Bürgermeister Karl-Heinz Klinkenberg dem Stadtrat mitteilen konnte : "Für die Stadt Eupen ist das Kapitel Schlachthof beendet".
Nach Einschätzung des Konkursverwalters wäre der Interessent aus der Türkei durchaus in der Lage zu einem - vorläufig noch nicht absehbaren Zeitpunkt - am Standort Eupen 50 bis 60 Personen zu beschäftigen. Als Ansprechpartner des türkischen Interessenten schob Ransy den Namen des bisherigen Geschäftsführers der insolventen Aytac PGmbH, Aydin Akdag, vor. Er kennt den Laden in Eupen, wie seine Westentasche und dürfte dank seines Know Hows die Suche nach einem geeigneten Kaufinteressenten positiv beeinflusst haben.
Nach Einschätzung des vormaligen Geschäftsführers des Schlachthofes müsste die neue Gesellschaft in der Industriezone einige Maschinen modernisieren, weil sie aus heutiger Sicht nicht mehr den Bedürfnissen einer hochmodernen Schlachterei entsprechen. Ob in Eupen wieder geschlachtet werden kann, hängt ohnehin von der Gewährung der dazu erforderlichen Genehmigungen ab. Und das kann dauern. Mitte nächsten Jahres könnten vielleicht in Eupen unter neuer Führung aus der Türkei zumindest Wurst oder andere Fleischprodukte produziert werden, heißt es.
Der Konkursverwalter hob gegenüber dem BRF das konstruktive Bemühen der Beteiligten hervor, unter anderem das der Wallonischen Region, der Provinzialen Industrialisierungsgesellschaft SPI+, der Banken und des Handelsgerichts. Er werte dies vorläufig als gutes Ohmen, so Jean Luc Ransy, um das Insolvenzverfahren zu einem Abschluss zu bringen. Dabei geht es vor allem um die Frage, wie die Forderungen der Gläubiger befriedigt werden können. Aber das ist eine andere Geschichte.
Bild: BRF Fernsehen