Auf die Frage, wie es ihm geht, reagiert Franz Schaus mit Galgenhumor: "Heute gut, der Wind kommt aus einer günstigen Richtung." Dabei stinkt es ihm und den anderen direkten Anwohnern der Industriezone "Kaiserbaracke" gewaltig. Am vergangenen Montag stieg es ihnen dann geradezu unerträglich in die Nase. "Das hat sich an den folgenden Tagen wiederholt, für etwa eine halbe Stunde und mehr. Dann hat wieder ein Geruch wie von Müllverbrennung überwogen", was ihn auf die Quelle des Übels schließen ließ, sagt Franz Schaus: Der seit fast neun Wochen schwelende Brand in den riesigen Lagermengen des Biomasseheizkraftwerk Renogen. "Nach fast einem Jahr Lagerung beginnt die Fäulnis in diesem Riesenhaufen und das hat dann dazu geführt, dass eben dieser Schwefelwasserstoff entstanden ist."
Franz Schaus liegen zwar keine Laborergebnisse vor. Dass es sich um "Schwefelwasserstoff" handele, habe er bei Wikipedia gegoogelt. Franz Schaus fürchtet neben der unerträglichen Geruchsbelästigung auch eine Gesundheitsgefährdung für die Anwohner ... und für die Mitarbeiter bei Renogen und den benachbarten Betrieben.
Darauf angesprochen, verhehlt Renogen-Geschäftsführer Jean-François Meys keineswegs, dass die Probleme mit dem Schwelbrand andauern. Das Unternehmen sei bemüht, sie in den Griff zu bekommen, indem es die riesigen Berge an Biomasse verteilen lässt - so weit es das eigene Gelände zulässt. Zwangsläufig werde dort weniger Material gelagert werden können - auf eine genaue Menge will sich Jean-François Meys nicht festlegen. Das ist aber auch die Lösung, die der Gemeinde Amel in Aussicht gestellt wurde, wie Amels Umweltschöffe Stephan Wiesemes bestätigte. Jedenfalls sollen auch die gelagerten Haufen von allen Seiten zugänglich sein - zuletzt war man hier nachweislich "gegen die Wand" gefahren. Der Umweltschöffe hat bei seinen Ortsterminen auch einen unangenehmen Geruch wahrgenommen - allerdings nicht wie von faulen Eiern, sondern eher wie nach einem Kaminbrand. Bei allem Bemühen um Transparenz bestreitet Jean-François Meys seinerseits, dass der seit letzter Woche beanstandete Geruch von dem Schwelbrand herrühren müsse.
Franz Schaus ist aber formell: "Wir haben die anderen Betriebe, sei es Delhez Bois oder Belwood kontrolliert. Und da liegt keine Biomasse gelagert, wo solche Fäulnis entstehen könnte." Auch wenn er nicht wirklich an eine baldige Lösung glaubt, hofft er zusammen mit den anderen Anwohnern, dass es zumindest in dieser Hinsicht keinen Anlass mehr gibt, die Nase zu rümpfen.
Bilder: BRF