Am Freitagnachmittag waren einige Landwirte zum Informationsangebot von Agra-Ost und Ministerium bei besten äußeren Bedingungen nach Lengeler gekommen. Bis vor einigen Jahren hat Agra-Ost diesen Informations- und Vorführungstag an den eigenen Versuchsfeldern in Emmels organisiert. Mittlerweile geht es reihum.
In diesem Jahr war der Betrieb Maassen in Lengeler in der Gemeinde Burg-Reuland an der Reihe. Dort wurden etwa Saat-und Düngemaschinen vorgeführt, was bei den Bauern immer auf großes Interesse stößt. Darunter war auch eine Maschine, die zum ersten Mal überhaupt in Belgien eingesetzt wurde. Das zeigt, dass Agra-Ost und das Ministerium, genauer gesagt die Generaldirektion Landwirtschaft Naturschätze und Umwelt, ihre "Klientel" immer auf dem neuesten Stand halten wollen.
Außerdem informierte Agra-Ost-Direktor Pierre Luxen über die Erfahrungen vom Einsatz mit Ammonium-Sulfat im Grünland. Agra Ost hatte hierzu von 2011 bis 2013 einen Feldversuch in Honsfeld durchgeführt. Es wurde aber auch ganz grundsätzlich über die Charakteristiken von Stickstoffdünger referiert durch Jean-Pierre Destain vom landwirtschaftlichen Forschungszentrum in Gembloux. Dabei zeigte sich, dass der Landwirt nicht nur gleichzeitig auch Betriebswirt sein muss, sondern eigentlich auch ein gewisses chemisches Grundverständnis braucht. Dabei sollen Einrichtungen helfen wie das Forschungszentrum in Gembloux oder Agra-Ost. Der Landwirt sollte den Nährungsbedarf seiner Getreide- oder in unserer Region vor allem Graskulturen sehr genau kennen, damit er möglichst effizient und auch kosten- und umweltschonend düngt.
Stichwort "umweltschonend"
Die Landwirte dürfen aus Umweltgründen nicht düngen, wann und wo sie wollen. Das war auch der Stein des Anstoßes an einem ansonsten recht friedlichen Nachmittag. Informiert wurde über das wallonische "Programm zum nachhaltigen Stickstoffmanagement in der Landwirtschaft". Damit soll die europäische Nitrat-Richtlinie umgesetzt werden. Dieses Aktionsprogramm hält unter anderem fest, wann, wo und wieviel organischer Stickstoff, etwa Gülle, auf den Feldern ausgebracht werden darf. Das ist von Oktober bis Mitte Januar verboten, von Mitte bis Ende September wird es jetzt immerhin für eine begrenzte Menge erlaubt. Gerade auch die ostbelgischen Landwirtschaftsverbände hatten gefordert, flexiblere Zeitfenster vorzusehen, die den klimatischen Besonderheiten Rechnung tragen.
Für Unmut bei den Landwirten sorgte in Lengeler aber vor allem der Punkt, der verfügt, dass auf Dauergrünland nur von Februar bis Mai gepflügt und gefräst, vor allem aber auch gegen Unkraut gespritzt werden darf. Die wallonische Behörde spricht in diesem Zusammenhang jetzt von "Vernichtung" des Grünlands - anschließend darf zwei Jahre lang kein organischer Stickstoff, sprich Gülle, ausgebracht werden, damit man nicht Gefahr läuft, dass freigesetzter Stickstoff ins Grundwasser fließt. Unkrautbekämpfende Maßnahmen im Herbst werden damit praktisch unmöglich.
Es fielen Wörter wie "Idiotie" und die Landwirte würden "koujoniert", ein Beobachter drückte es so aus: "Die Landwirte haben die Nase voll von der administrativen Gängelung". Das fasst es wohl ganz gut zusammen, denn neben der Nitratrichtlinie gibt es andere Themen, die den Bauern sauer aufstoßen, man denke nur an "Natura 2000".
Bilder: BRF