Das Zeigen der vier Aachener Tuchreliquien ist eine Tradition, die bis in das Jahr 1349 zurückreicht. Nach altem Ritus werden die Heiligtümer dem kostbaren Marienschrein im Aachener Dom entnommen, in dem sie normalerweise verschlossen sind. Goldschmied Stefan Bücken benötigt 31 Hammerschläge, um den Bügel des Schlosses am Marienschrein zu zerschlagen. Es war ein spannender und eindrucksvoller Moment für alle Gläubigen, die die Öffnung des Schreins im Aachener Dom und draußen auf dem Katschhof mittels einer Großleinwand verfolgten.
Bei den Reliquien handelt es sich Tuchreliquien aus der Antike, die in versiegelten Seidentüchern eingewickelt sind. Die biblischen Stoffe werden seit dem Mittelalter verehrt. Der Überlieferung nach sind es die Windeln und das Lendentuch Jesu , das Kleid Marias und das Enthauptungstuch Johannes des Täufers. Die wissenschaftlich nicht belegte Echtheit der Reliquien spielt keine Rolle für die Heiligtumsfahrt. Vielmehr seien es Zeichen des Glaubens, die die Menschen bewegen, so der Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff. "Es ist ein wirkliches Fest des Glaubens, dass die Menschen ergreift. Es gibt etwas zu sehen für die Menschen", so der Bischof.
Um diese Tuchreliquien erstmals nach sieben Jahren wieder zu sehen, sind mehr als 3000 Menschen zur Erhebungsfeier nach Aachen gekommen. Einige haben dafür einen weiten Weg auf sich genommen, wie zum Beispiel eine Pilgergruppe aus Tschechien und Frankreich, die gemeinsam nach Aachen gepilgert ist. "Wir sind eine tschechische Gruppe, die von Brünn nach Bamberg und dann nach Aachen gepilgert ist. Das sind ungefähr 1100 Kilometer. Drei von uns sind den ganzen Weg zu Fuß gegangen. Die anderen zehn sind letzte Woche von Bad Münstereifel aus gestartet", erklärt Marija Schustrowa Pilgerin aus Brünn. "Wir mussten jeden Morgen um 05:00 Uhr aufstehen, um 06:00 Uhr ging es los, manchmal viele Kilometer", so Claudia Messer, Pilgerin aus Avignon.
Während früher die Pilger alle sieben Jahre fast von selbst in Scharen nach Aachen pilgerten, versucht man heute, die Menschen gezielt anzusprechen. In diesem Jahr steht die Heiligtumsfahrt unter dem Motto „Glaube in Bewegung“. Auch junge Menschen sollen für die mittelalterliche Pilgertradition begeistert werden. Für die katholischen Studentenverbindungen ist die Heiligtumsfahrt schon Tradition.
Ein Highlight war für viele Pilger schon der Auftakt zur Heiligtumsfahrt. Die Menschen im Dom und auf dem Katschhof haben sich begeistern lassen. Bis kommenden Sonntag werden bis zu 100.000 Pilger in Aachen erwartet. Neben Gottesdiensten mit der Zeigung der Reliquien und spirituellen Angeboten gibt es auch ein umfangreiches Kulturprogramm, das die Heiligtumsfahrt begleitet.
Bild: BRF Fernsehen