Nach dem ersten "Techniktor" bei der Fußball-WM knallten bei GoalControl in Würselen keine Sektkorken. Der Großteil der Leute, die an dem Projekt arbeiteten, erlebte den sporthistorischen Moment im fernen Brasilien.
Als TV-Zuschauer in seinem Hotelzimmer von Salvador hatte Dirk Broichhausen beim Duell von Frankreich mit Honduras (3:0) allen Grund zur Freude. Nach Einschätzung des GoalControl-Geschäftsführers verlief in Porto Alegre alles nach Plan - trotz der komplexen Spielszene.
"Ohne den Einsatz der Torlinientechnik wäre der Treffer wahrscheinlich nicht gegeben worden", kommentierte Broichhausen stolz. Nach einem Schuss des Franzosen Karim Benzema in der 48. Minute sprang der Ball vom rechten Innenpfosten zurück und wurde von Honduras' Schlussmann Noel Valladares unfreiwillig über die Linie befördert.
Erste Anzeigen sorgten für Verwirrung: Denn zunächst wurde die Szene gezeigt, als der Ball vom Pfosten abprallte - und auf "No Goal" entschieden. Erst im Anschluss wurde die tatsächliche Situation eingespielt und der Treffer korrekt angezeigt. Verwunderlich ist das nicht: Das erstmals bei einer WM eingesetzte System zeigt alle Vorfälle an, in denen sich der Ball innerhalb von 30 Zentimetern um die Torlinie befindet.
Die FIFA erwägt nun, das Prozedere für die Videoeinspielung zu ändern. Gut möglich, dass für die weiteren WM-Spiele nur noch die Szenen präsentiert werden, bei denen auf Tor entschieden worden ist. Nach Einschätzung von Broichhausen wurde dem Schiedsrichter die knifflige Entscheidung dennoch erleichtert: "Ich war natürlich sofort begeistert, wie unser System die komplexe Szene nacheinander aufgelöst hat." In allen zwölf WM-Stadien wird das Produkt eingesetzt und soll jede fragwürdige Torsituation in weniger als einer Sekunde klären.
Fußball-WM mit Torlinientechnik aus Würselen: Video
dpa/rs/km - Bild: François-Xavier Marit/AFP