Am 25. Mai hat der Souverän das Wort. Sie entscheiden! Doch viele Wähler fühlen sich vor der Stimmabgabe alles andere als souverän, sondern ratlos. Das zeigt sich in vielen Umfragen aller Medien - inklusive des BRF.
Eine Aussage wird dabei erschreckend oft gemacht: "Ich interessiere mich nicht für Politik", gefolgt von der Begründung: "Die Politiker machen doch eh, was sie wollen." Das ist eine widersinnige und abwegige Ausrede, die offenbar salonfähig geworden ist. Es sollte deshalb ein Gebot des Anstands sein, diesen unhaltbaren Vorwand als unverschämte Dummheit zu ächten.
Ersetzen Sie mal das Wort 'Politiker' durch das Wort 'Kinder'. "Meine Kinder interessieren mich nicht. Die machen doch eh was sie wollen!" Ja genau! Sie wissen was passiert, wenn man ihnen nicht auf die Finger schaut. Sie werden ihnen irgendwann auf der Nase herumtanzen. Also schauen Sie hin! Sie müssen Politiker auch nicht gleich wie ihre eigenen Kinder lieben. Aber sie sollten einem lieber sein als jeder Diktator oder jede gesellschaftliche Form der Gleichgültigkeit.
"Die machen eh, was Sie wollen", ist eine inhaltslose Schutzbehauptung, die dem Zweck dient, die eigene Verlegenheit zu beschönigen. Eine im wahrsten Sinne des Wortes 'faule Ausrede', mit der man es sich einfach macht. Viel zu einfach. Ehrlicher und zutreffender wäre vielleicht: "Ich verstehe das alles nicht, weil mir die Auseinandersetzung mit dem Thema zu anstrengend ist." Ja, es erfordert eine Anstrengung nachzudenken. Und ja: Tatsächlich ist unsere globalisierte Welt im Laufe der Jahrzehnte immer komplexer und komplizierter geworden.
Aber 'die da oben' können manchmal nur davon träumen, zu tun was sie wollen, da sie ihre Macht teilen müssen, von der Europäischen Union bis hin zum Gemeinderat. Im Tagesgeschäft müssen Politiker sich auf der einen Seite um kleinteilige und verwickelte Probleme kümmern, die vielleicht nur Experten richtig überblicken. Auf der anderen Seite sollen sie ihr Tun vom Wähler überprüfen oder bestimmen lassen. Das überfordert Politiker und Wähler gleichsam. Und dazu zählen auch Journalisten. "Nobody is perfect."
Mag sein, dass so mancher Politiker vergessen hat, dass das Wort Minister aus dem Lateinischen kommt und für 'Dienen' statt 'Selbstbedienen' steht. Aber Skandale sind kein Grund, nicht zu wählen - sondern genau das Gegenteil. Demokratie zeichnet sich durch eine freie Berichterstattung aus. Und die deckt auch Skandale auf, die in einer Diktatur erst gar nicht ans Licht kämen. Es zählt zu den Vorzügen der Demokratie, dass Probleme erkannt werden, damit sie sich möglichst nicht wiederholen.
Keine Sorge: Sie sind nicht alleine! Selbst politisch Interessierte haben die Befürchtung, dass sich ihre Wahl im Nachhinein als Niete herausstellt. Setzen sie dennoch ihre Stimme ein - auch wenn Sie ihre Wahl später bereuen! Halten Sie auf ihren oder ihre Kandidaten ein Auge. Sprechen Sie in der Familie oder mit Freunden über Politik. Dümmer wird man davon nicht.
Ja, Sie lesen richtig. Sie müssen sich schon ein bisschen anstrengen. Denn eine Wahl ist kein punktuelles Ereignis, das mit der Öffnung des Wahllokals beginnt und mit der Schließung gleich wieder endet. Wahlen stehen im ständigen Verhältnis zu vorherigen Wahlen und ihrem Lebensumfeld. Und wie wollen Sie ihre Wahl korrigieren, wenn Sie nicht wählen? Also: Treffen Sie eine Wahl! Seien sie so souverän!