Am zweiten Prozesstag um den Mord an einem Homosexuellen hat der Angeklagte Raphaël Wargnies am Dienstag gestanden, die Tat vorsätzlich und aus Hass gegen Schwule begangen zu haben. Gleichzeitig nahm er seine Aussage zurück, in der Vergangenheit von einem Schwulen vergewaltigt worden zu sein. Dies hatte er bei der Vernehmung zur Rechtfertigung seiner Tat ausgesagt.
"Ich bin mir der Vergewaltigung nicht mehr sicher, ich zweifle. Das muss ich der Ehrlichkeit halber zugeben", sagte Wargnies. Sein Opfer habe er zufällig ausgesucht. "Wäre der Mann nicht homosexuell gewesen, hätte ich ihn niemals umgebracht."
Der Angeklagte bestand darauf, beim weiteren Verlauf des Prozesses nicht anwesend zu sein und forderte, ins Gefängnis von Lantin zurück gebracht zu werden. Ursprünglich hatte er auch jeden anwaltlichen Beistand abgelehnt. Die Verteidigung durch einen Anwalt ist aber vor einem Geschworenengericht vorgeschrieben.
Als der vorsitzende Richter ihn zum Bleiben aufforderte, regte sich Raphael Wargnies auf und wiederholte laut schreiend seine Forderung. Der Richter ordnete daraufhin eine Unterbrechung an. Später beschloss das Gericht, dass Wargnies dem Prozess bis zum Ende beiwohnen müsse. Erneut randalierte der Angeklagte und kündigte an, den Prozess fortan zu stören. Schließlich habe er doch seine Schuld gestanden.
Am 25. Juli 2012 hatte Wargnies im Parc d'Avroy in Lüttich sein Opfer überfallen und mit sechs Hammerschlägen getötet Der 36-jährige aus Malmedy muss sich vor einem Geschworenengericht verantworten. Es ist der erste Mordprozess in Belgien, bei dem Homophobie als erschwerender Tatbestand ein Rolle spielt.
belga/fs/jp/sh - Bild: Nicolas Lambert (belga)