Dem Eupener und Montzener Kaplan Jean Arnolds hat die Erwachsenenbildungsorganisation KAP eine Ausstellung gewidmet, die zur Zeit im Göhltalmuseum in Kelmis zu sehen ist. Der Märtyrer-Priester war 1944 im Alter von 40 Jahren von den Nationalsozialisten in Brandenburg hingerichtet worden, weil er Kriegsgefangenen bei der Flucht geholfen hatte. Die Ausstellung blickt mit Fotos und Textdokumenten auf das Leben und Wirken des Kaplans zurück.
Grenzenlos sei die Nächstenliebe von Jean Arnolds gewesen, erinnert sich Jean Cremers. Der 88-Jährige aus Montzen war ein junger Mann, als Kaplan Arnolds 1940 in seine Pfarre kam und gleich das Herz der Menschen gewann. Bis heute ist die Erinnerung an den unerschrockenen und engagierten Priester in Montzen lebendig. Sorgfältig hat man dort Erinnerungsstücke aufbewahrt, die auch in der Ausstellung zu sehen sind: Stola, Barrett und Gebetbuch, aber vor allem Briefe, die Jean Arnolds aus seiner Haft in Aachen und Berlin an seine Mutter schrieb - Briefe auf Deutsch und Französisch.
Jean Arnolds stammte aus Baelen. Dort wurde er 1904 als einziger Sohn in einer katholischen Familie geboren. Nach dem Schulbesuch in Baelen, Dolhain und Theux studierte er Philiospohie und Theologie. 1928 wurde er in Lüttich zum Priester geweiht. Zunächst kam er nach Eupen, wo er am College Patronné Religion, Geschichte und Erdkunde unterrichtete. Dort geriet er in das Visier der Nationalsozialisten.
Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen gerät Jean Arnolds in Kriegsgefangenschaft. Als er wieder nach Eupen zurückkehrt, bittet er aufgrund der veränderten politischen Verhältnisse um seine Versetzung. Er wird Kaplan in Montzen. Dort beginnt er, geflohenen französischen Soldaten über die Grenze zu helfen.
"Das war etwas, was von deutscher Seite unterbunden werden sollte. Er galt als Vaterlandsverrat. Er hat vor allem vielen französischen Piloten geholfen, die über Deutschland abgestürzt, bzw. aus Lagern geflohen waren", erklärt der Historiker Dr. Carlo Lejeune.
Auch die Jugendlichen in Montzen suchten damals den Rat ihres Kaplans. Jean Cremers erinnert sich gut an einen für ihn sehr schweren Moment. "Als ich die Einberufung für die Wehrmacht bekam, wusste ich wie viele andere nicht, was ich tun sollte. Dann haben wir Jean Arnolds um Rat gefragt. Er sagte er sofort: über die Grenze, schnell, schnell ..."
Die Fluchthilfe für französische Soldaten wurde Jean Arnolds schließlich zum Verhängnis. Was alle geahnt und befürchtet hatten, trat schließlich ein. "Die Deutschen haben ihm eine Falle gestellt. Arnolds ist verhaftet und am 28. August 1944 hingerichtet worden", sagt Dr. Carlo Lejeune.
40 Jahre war Jean Arnolds gerade alt. Sein Vater, der ebenfalls verhaftet worden war, wurde zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Er starb kurz vor Kriegsende in einem deutschen Lager.
Der emeritierte Lütticher Bischof Aloys Jousten würdigt die Zivilcourage des jungen Kaplans - auch als einen politischen Akt. Alle Gründe hätten dafür gesprochen, den Märtyrer-Priester selig zu sprechen. Auch wenn aus Kostengründen auf einen Seligsprechungs-Prozess verzichtet wurde, stehe fest, dass Arnolds "für uns ist er doch ein Seliger ist. Auch andere Priester in unserem Bistum bewundern ihn sehr, schauen mit Achtung auf ihn. Sein Vorbild hilft, dass auch wir Widerstand leisten, Mut aufbringen, Dinge anzugehen, Missstände anzuprangern, Handlungsspielräume auszunutzen", sagt Aloys Jousten.
Bischof Jousten glaubt, dass es evangelische Gründe waren, die Jean Arnolds dazu bewogen haben, so zu handeln wie er es tat.
Auch aus Sicht des Historikers Carlo Lejeune war Jean Arnolds ein Vorbild für Zivilcourage. Er sieht in dem Opfer des Nazi-Regimes eine wichtige Symbolfigur, einen Helden des Widerstandes. In der ostbelgischen Erinnerungskultur spiele Jean Arnolds eine wichtige Rolle - über die Grenzen der DG hinweg, so Carlo Lejeune. "Zunächst ist es eine Chance für die Grenzregion, damit sich frankophone Nachbarn aus dem Montzener Land unserer Geschichte öffnen und wir uns ihrer Geschichte öffnen. Auf der anderen Seite ermutigt er uns und auch Jugendliche, Fragen zu stellen, auch heute Mut zu zeigen und im Leben seinen Mann und seine Frau zu stehen."
Darum sind auch Schulklassen aufgefordert, sich die Ausstellung in Kelmis anzusehen. „Jean Arnolds - ein Vorbild für Demut und Zivilcourage“ ist noch bis zum 6. April im Göhltal-Museum zu sehen.
Bild: brf