Nicht alles, was als Arzneimittel verkauft wird, fördert auch die Gesundheit. Zu dem Schluss kommt die Verbraucherschutzorganisation „Test Achats“. Mehr als 4000 Medikamente hat sie auf den Prüfstand gestellt. Ihr Ergebnis: nur 57 Prozent erzeugen die versprochene Wirkung.
Der Eupener Apotheker Ralph Hübinger sieht die Studie kritisch. Es sei ihm aufgefallen, "dass Medikamente in ganzen Gruppen direkt als nicht ideal beschrieben worden sind, es sind aber die einzigen Medikamente bei diesen Symptomen."
Zu den meist verkauften Medikamenten gehören Schmerzmittel mit Wirkstoffen wie Ibuprofen oder Paracetamol. Sie haben von Test-Achats grünes Licht bekommen. Doch der Apotheker warnt vor Leberschäden, die bei intensiver langfristiger Anwendung auftreten können. Dabei handele es sich um bekannte Nebenwirkungen, auf die der Apotheker im Beratungsgespräch hinweisen würde. In der Studie gehe man nicht darauf ein.
Andere Medikamente wurden von Test-Achats als eingeschränkt wirksam beschrieben. Die Wirkung von Hustensäften oder Halstabletten wird angezweifelt. Doch auch hier müsse man genauer hinsehen, meint der Apotheker.
Eine Einladung zur Selbstmedikation sieht der Apotheker in der Datenbank von Test-Achats - auch wenn die Verbraucherschutzorganisation ausdrücklich davor warnt. Hier kann der Patient den Namen seines Medikamentes eingeben und erhält eine Bewertung.
113 getestete Medikamente - darunter viele Kombi-Präparate - wurden als nicht empfehlenswert eingestuft und müssten laut Test-Achats vom Markt genommen werden. "Dass im Laufe der Jahre bessere Medikamente auf dem Markt erschienen sind und man Medikamente aus den 60er Jahren durch bessere ersetzt - das ist ein anderer Punkt", so Hübinger.
Von den 4000 untersuchten Medikamenten sind 900 nicht rezeptpflichtig. Hier wird an die Eigenverantwortung der Patienten appelliert. Test-Achats fordert die Verbraucher auf, auch den Rat des Arztes oder Apothekers einzuholen.
Foto: Dirk Waem (belga)