Egal ob in Wirtschaft oder Politik: Frauen sind in Spitzenpositionen immer noch unterrepräsentiert. Das ist Fakt. Wo nicht Qualität der persönlichen Leistung, sondern Klüngel über Aufstiegschancen entscheidet, hat eine Geschlechter-Quote als simple Lösung durchaus Sinn. Auch wenn man sich neutralere Auswahlverfahren vorstellen kann, um Seilschaften auszuschalten.
Leider stehen Gemeindekollegien immer noch im Verdacht, durch Parteiklüngel und Postengeschacher zustande zu kommen. Dabei wäre hier die demokratische Lösung recht einfach. Schon jetzt wird automatisch derjenige Bürgermeister, der auf der stärksten Liste der Koalition die meisten Vorzugsstimmen erhalten hat. Einen ähnlichen Mechanismus könnte man auch für die Schöffen anwenden. Auf die Vorzugsstimmen zu schauen, wäre die gerechteste, weil demokratische Lösung.
Jedoch ist sie keine Garantie dafür, dass jedes Geschlecht zu mindestens einem Drittel vertreten ist. Denn auch wenn Frauen und Männer gleich viele Plätze auf den Listen besetzen, der Wähler und die Wählerin geben ihre Stimme mehrheitlich den Männern.
Schauen wir mal auf Ostbelgien. Bei der letzten Kommunalwahl im Oktober 2012 wählten die Lontzener noch die meisten Frauen in den Gemeinderat: Über 40 Prozent der Sitze gingen an Frauen. Eupen, Büllingen oder Burg Reuland liegen auch über einem Drittel Frauenanteil. Amel, Kelmis und Bütgenbach fallen schon deutlich ab. Hier besetzten die Bürger nicht einmal ein Viertel der Sitze im Gemeinderat mit einer Frau. So hat der Souverän entschieden, ganz ohne Klüngel, sondern aus freiem Willen.
Wer mehr Stimmen für Frauen will, muss das nach den demokratischen Spielregeln tun: mit Argumenten überzeugen und werben. Das wäre die demokratische Antwort auf die Quote. Zumal niemand behaupten kann, dass Männer oder Frauen per se bessere oder schlechtere Politik machen als das jeweils andere Geschlecht.
Die Wirtschaft funktioniert anders. Hier werden Spitzenpositionen nicht basisdemokratisch vergeben. Der Hang zum Klüngel bleibt ohne Quote wohl ungebrochen. Und doch ist die Quote ein zweischneidiges Schwert. Sie mag zwar mehr Frauen in die Chefetagen bringen, gleichzeitig wertet sie Frauen ab, wenn erst der Verdacht im Raum steht, dass sie ihren Job in erster Linie aufgrund ihres Geschlechts erhalten haben. Ein Vorwurf, der besonders bei bescheidenen Leistungen schnell laut wird.
Prominentes Beispiel: die ehemalige deutsche Familienministerin Christina Schröder. Eine verschmähte "Quoten-Frau" leistet einen Bärendienst für alle Frauen, die es mit ihrer Leistung nach ganz oben schaffen.
Unabhängig von der Quoten-Diskussion zeigt das Beispiel der neuen Belgacom-Chefin Dominique Leroy, dass wir doch auf gutem Wege zu mehr Chancengerechtigkeit zwischen den Geschlechtern sind. Vor allem, weil der Wandel tatsächlich auch in den Köpfen stattfindet. Leroy steht eben nicht im Verdacht, eine "Quoten-Frau" zu sein. Sie leitet jetzt eines der größten belgischen Unternehmen, weil sie sich durch ihre Arbeit für den Posten empfohlen hat und das ist gut so!
Aber solange es die Medien für nötig halten, das weibliche Geschlecht einer Führungskraft zu thematisieren, haben wir das Ziel noch nicht erreicht. Denn solange gelten Frauen in Spitzenpositionen als Besonderheit und nicht als Normalfall. In der Politik sind Ministerinnen und weibliche Regierungschefs zwar keine Schlagzeile mehr. Wenn aber wie in Deutschland eine Frau eine, wie es heißt, "Männerbastion" wie das Verteidigungsministerium anführt, ist dies plötzlich wieder eine Meldung wert.
Da stellt man sich die Frage: Warum eigentlich? Warum ist das nicht so normal wie eine Frau an der Spitze des Arbeitsministeriums?
Es wird wohl doch noch einige Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte brauchen, bis das Geschlecht einer Führungskraft gänzlich uninteressant ist. Dann würde die Quote in Wirtschaft und in Politik überflüssig. Bei der Besetzung von kommunalen Spitzenämtern wäre die gerechte Lösung sogar jetzt schon ganz simpel zu haben. Wie gesagt: Einfach auf das Wahlergebnis schauen.