Belgiens Bahnkunden sind so unzufrieden wie seit langem nicht mehr: Zwar haben Passagierzahlen und Angebot in den letzten Jahren sehr stark zugenommen, doch vor allem bei der Pünktlichkeit bleiben derzeit viele Wünsche offen. Jeder fünfte Zug hat inzwischen eine Verspätung von mindestens sechs Minuten.
Eine neue Unternehmens-Struktur und ein neuer Fahrplan, der Ende des Jahres in Kraft treten wird, sollen Abhilfe schaffen. Außerdem will sich der neue SNCB-Chef Cornu mehr an die Bedürfnisse der Fahrgäste richten. Alle Züge und Bahnhöfe des Landes sollen künftig mit drahtlosem Internet ausgestattet werden.
Trotzdem musste Bahnchef Cornu im VRT-Fernsehen jetzt zugeben, dass die belgische Bahn nicht gut genug auf die geplante Öffnung der Märkte in einigen Jahren vorbereitet ist. Die SNCB müsse bis dahin effizienter werden.
Liberalisierung der Bahnmärkte
In fünf Jahren will die EU-Kommission die Liberalisierung des Personenverkehrs unter Dach und Fach haben, damit die Bahnmärkte spätestens 2021 geöffnet werden können. Allerdings regte sich im europäischen Parlament und in einigen Mitgliedsstaaten Widerstand: Alles gehe viel zu schnell.
Deshalb hatte der ostbelgische EU-Abgeordnete und Verkehrsexperte Mathieu Grosch einen Vermittlungsauftrag erhalten. Er hat einen Kompromiss ausgearbeitet. Und so sieht das Vorhaben aus: Die Liberalisierung wird verschoben. Stattdessen sollen sich die nationalen Bahngesellschaften verpflichten, anspruchsvolle Leistungsverträge einzuhalten. Verstoßen sie dagegen, sollen die Märkte für die Konkurrenz geöffnet werden.
Grosch verspricht sich dadurch einen besseren Service. Wie das genau funktionieren soll, hat er im Interview mit dem BRF Studio Brüssel erklärt.
Bild: EU-Parlament