José Michel aus Nidrum streift seit 36 Jahren mit der Flinte durch die Wälder. In die Schusslinie darf aktuell allerdings nur Rotwild wie ein Reh oder ein Hirsch. Wildschweine dürfen nicht mehr geschossen werden. Auch wenn José Michel selbst im Moment höchstens noch ein Fuchs ins Visier gerät - der Beschluss aus Namur ist für ihn eine gute Nachricht: "Prinzipiell natürlich kann ich mir vorstellen, dass eine Verlängerung der Jagdzeit dem Erreichen der Abschusspläne dient und wenn ich als Jagdpächter, also wenn ich ein großer Jagdpächter wäre, der auch auf Rotwild jagt, wäre es für mich natürlich eine Gelegenheit mehr, das heißt zeitmäßig besser, um doch noch meinen Abschuss zu erfüllen."
Vor allem Jäger in den südlichen Ardennen müssen noch einiges Wild erlegen, um die vorgeschriebenen Abschussziele zu erreichen. Bislang konnten dort 89 Prozent der Tiere erlegt werden. In den vier Revieren der DG wurden gar 94 Prozent erreicht. Macht unterm Strich noch 21 Tiere, die zwischen Eupen und St. Vith geschossen werden müssen. Ob hiesige Jäger treffsicherer sind ist schwer zu sagen. "Vermutlich hat es mehrere Gründe. Ein Grund wird wohl sein, dass wir hier in den Ostkantonen meistens vom Ansitz aus schießen, von der Pirsch oder vom Ansitz. Das heißt wir veranstalten keine großen Treibjagden mit Hunden, mit Hetze und so, die das Revier ziemlich stören. Das Wild bleibt bei uns relativ ruhig, auch während der Jagdzeit. Die einzigen Bewegungsjagden, die wir hier machen, sind Bewegungsjagden, wo das Wild vertraut kommt. Das ist in meinen Augen die beste Methode, zumindest für diese Ecke, um an den Abschussplan zu kommen", erklärt José Michel weiter.
Abschusspläne erfüllen: Das soll vor allem für ein ökologisches Gleichgewicht zwischen Fauna und Flora sorgen und auch Schäden am Holzbestand vermeiden. Wird dann auch noch die Jagdsaison verlängert, freut der Jäger sich doppelt. Doch so einfach ist das nicht..
Noch drei Tiere müssen im Revier von Forstamtsleiter René Dahmen in Elsenborn geschossen werden. Spuren sieht er sofort: "Hier ist zwar kein Schnee, aber man kann erkennen, hier ist ein Hirsch oder eine Hirschkuh gegangen in das Venngebiet. Also das sind im Moment die einzigen Indizien, das sind die Spuren." Noch bis Ende Januar haben die Jäger Zeit, um die fehlenden Tiere zu erlegen. Da ist Geduld gefragt, denn die warme Witterung gibt den Tieren kaum Veranlassung aus ihren Verstecken zu kommen. "Die Nacht ist sehr lang, sie haben sehr viel Futter, sie sind auch sehr gut ernährt, sie haben sich Fettreserven angefressen im Oktober und November. Es war gar nicht kalt. Kein Schnee und sie haben gar kein Bedürfnis raus zu kommen, die Tiere. Sie bleiben versteckt und das wird sich erst ändern, wenn die Temperaturen sinken und wenn eventuell Schnee kommt", so René Dahmen weiter.
Für Wanderer ist der Wald aber auch jetzt weiterhin frei zugänglich. Denn geschossen wird meistens vom Hochsitz aus. Und da sollte die Sicht frei sein und der Schuss auch sein Ziel nicht verfehlen.
Bild: BRF Fernsehen