Nach dem "Konkurs auf Geständnis" der Aytac vom 20. November gibt es jetzt offenbar mindestens zwei ernsthaft interessierte Übernahmekandidaten für den Eupener Schlachthof. Das bestätigte Konkursverwalter Jean-Luc Ransy.
Auf Anfrage des BRF sagte Ransy, er warte nun auf eine Entscheidung der Stadt Eupen. Am Montag dieser Woche hatte es ein erstes Gespräch zwischen Vertretern der Stadt und dem Welkenraedter Konkursverwalter gegeben. Beide Seiten bezeichneten die Unterredung als konstruktiv und fruchtbar.
Während Bürgermeister Klinkenberg von "einer Reihe von Übernahmekandidaten" sprach, grenzte Ransy die Zahl der "seriösen Interessenten", wie er wörtlich sagte, auf zwei ein. Die Stadt und der Konkursverwalter führen zur Zeit parallel Gespräche zum Verkauf des Schlachthofes. Ransy präzisierte, die zwei Kandidaten wollten "alles kaufen" - das komplette Gelände, alle Immobilien und sämtliche Maschinen.
Sollte es dazu kommen, so Ransy, könnten rund 40 Arbeitsplätze im Schlachthof erhalten bleiben, weil beide Unternehmen angekündigt hätten, schnellstmöglich den Schlachtbetrieb in vollem Umfang wieder aufnehmen zu wollen. Bereits mehrere Monate vor dem Konkurs hatten 35 Menschen ihre Stelle verloren, nur fünf Beschäftigten konnte aus rechtlichen Gründen nicht gekündigt werden, weil sie krankgeschrieben waren.
Konkursverwalter Ransy erläuterte, nach seinem Rechtsverständnis gehöre der Schlachtof jetzt zu zwei Dritteln der Stadt Eupen und zu einem Drittel der Konkursverwaltung. Hintergrund ist, dass die Aytac im Rahmen des Konzessionsvertrags seit Juli 2006 bis März dieses Jahres monatliche Gebührenzahlungen über rund 12.000 Euro leistete - dies im Hinblick auf einen Erwerb des Komplexes. Für den Fall, dass die Aytac die vertraglich zugesicherte Kaufoption gezogen hätte, wären noch einmal rund 100.000 Euro als Einmalzahlung fällig geworden. Klar ist aber auch, dass es rund fünf bis sechs Monate lang keine Gebührenzahlungen der Aytac in Richtung Stadt gab.
Und schließlich: Ende März 2013 war ja bekanntlich der Konzessionsvertrag zwischen der Stadt und der Aytac ausgelaufen. Wie ist der Zeitraum bis zum Konkurs im November rechtlich zu würdigen? Ein schwieriges Zahlenspiel also und die Frage der Fragen: Was gehört wem, und wer kann welche Ansprüche geltend machen?
Die Stadt Eupen hat ein Interesse, einen Gerichtsprozess zu vermeiden. Der könnte die unselige Schlachthof-Story auf Jahre weiterschreiben und die Kosten in die Höhe treiben. Der Insolvenzverwalter betonte, er achte besonders auf die Seriösität der Übernahmekandidaten. Außerdem sehe er einen großen Vorteil für Stadt um Umland, wenn gleich 40 Menschen in dem alten neuen Schlachthof eine Beschäftigung finden würden.
Bürgermeister Klinkenberg räumte ein, dass die Rechtsunsicherheit rund um den Konkurs nicht vollständig ausgeräumt sei. Er habe aber Grund zur Zuversicht, dass es eine gute Lösung geben werde - für alle Beteiligten. Wie schnell es zu einer Einigung kommt, bleibt abzuwarten. Darin sind sich alle einig: Es kann noch ein paar Wochen dauern, aber auch noch einige Monate, bis "die Kuh vom Eis ist", um im Bild zu bleiben.
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