
Er galt einer der beliebtesten Radio-Leute der flämischen Kollegen der VRT - 42 Jahre war er die Stimme der Morgennachrichten. Seine Anfänge machte er sogar beim Vorgänger des BRF - dem BHF in Brüssel. Nun ist Johan Janssens in Rente und ist frisch verliebt. Aber nicht in eine Frau, sondern in eine Stadt. Jede Woche kommt er mit dem Zug nach Eupen und findet es toll.
Kurze Hosen sind sein Markenzeichen - und das bei jedem Wetter und jeder Gelegenheit. Johan Janssens freut sich über den ersten Schnee, den er auf seiner Zugfahrt nach Eupen gesehen hat. Der ehemalige Journalist lässt sich gerne begeistern. Alleine schon die Digitalanzeige am Zugwagon: U - mit Umlaut bei "Brügge" oder "Brüssel" - das ist in Belgien einmalig. Und für Johan Janssens Grund genug seit dem Sommer so oft es geht mit dem Zug nach Eupen zu reisen.
Auf der Suche nach Details
"Was mir am besten gefällt, ist, dass Eupen so weit weg ist. Ich mag es zu reisen und sitze gerne im Zug. Vier Stunden dauern Hin- und Rückfahrt von Brüssel nach Eupen. Unterwegs entdecke ich immer wieder neue Sachen, das ist fantastisch", sagt Johan Janssens im BRF-Interview.
42 Jahre war er Nachrichtensprecher der VRT - lange Zeit in verantwortlicher Position. Vor vier Jahren ging er in Rente - eine Legende der VRT verabschiedete sich. Als ehemaliger Journalist bringt er Neugierde und seinen Fotoapparat mit. Er lässt sich treiben, sucht das Schöne und findet es in Details, die er fotografiert.
Nach all den Jahren in Brüssel, ist es nun der Flair einer Kleinstadt, den Johan Janssens sucht. Vier Mal pro Woche kommt der fast 70-Jährige nach Eupen. Einkaufen im Städtchen, bummeln und Geschenke mit nach Hause bringen. Johan Janssens findet in Eupen alles, was er will.
"Ich würde sagen, das ist weniger Anonymität, weniger Stress auf der Straße. Es ist auch ruhig. Vielleicht zu ruhig, wenn man einen Laden hat oder so. Aber ist eine ruhige, entspannte Atmosphäre. Deshalb wandere ich auch so viel", sagt Janssens.
Mitarbeit im BHF
Dort, wo die Türme der Nikolauskirche den Zugreisenden grüßen, drückt er auf den Auslöser seines Fotoapparates. Voll besetzte Kirchen zu Allerheiligen - auch das ist für den Journalisten etwas Besonderes. Die Architektur, die die wechselvolle Geschichte erzählt und die Landschaft zum Verlieben. Deutsch lernte Johanns als Student und arbeitete als 20-Jähriger für den Vorgänger des heutigen BRF, den BHF, den Belgischen Hör- und Fernsehfunk. Dort hatte er acht Jahre lang die Jugendsendung des BRF-Vorgängers moderiert.
Nach Ostbelgien selbst, war der junge Antwerpener damals nie gekommen. Ein Grund vielleicht, warum es jetzt an der Zeit ist, sich auf die Spuren der Vergangenheit zu begeben.
"Ostbelgien trägt die deutsche Kultur nach Belgien. Das ist vielleicht für einige eine Erinnerung mit gemischten Gefühlen, aber doch kostbar", meint Janssens. Und er sieht Dinge, an denen geht der Einheimische einfach vorbei. Zeitzeugen aus Stein: Die Pferdetränke, das Capitol und das Wetzlarbad. Manchmal verkommen, manchmal nicht mehr gewollt, manchmal verkannt. Doch Johan Janssens schaut hin und hat noch viel vor.
Fotos von Johan Janssens
Bild: Johan Janssens