Welchen Stellenwert hat die Landwirtschaft noch in Ostbelgien? Die Zahlen sprechen für sich: 1980 gab es hier noch 2700 landwirtschaftliche Betriebe, heute sind es nur noch 750. Das ist nach Angaben der Wirtschaftsförderungsgesellschaft ein Rückgang von 72 Prozent - mehr als im Landesdurchschnitt.
Es fehlt der Nachwuchs, stellt auch der Vorsitzende des Bauernbundes, Piet Vanthemsche, fest. Es sei wichtig, junge Landwirte zu motivieren. Das ist auch ein Ziel der neuen Gemeinsamen Agrarpolitik der Europäischen Union ("GAP"), die 2014 startet. Sie will die Niederlassungen von Junglandwirten stärken.
Darüber hinaus wird die GAP-Reform auch konkrete Auswirkungen auf die bestehenden Betriebe haben, vor allem durch die neue Regelung der Beihilfen. Deshalb fordert der Bauernbund von der Politik mehr Einkommenssicherheit und Stabilität für die Landwirte. Auf der anderen Seite wollen die Bauern auch den Dialog mit den Verbrauchern suchen.
Mit der neuen Agrarpolitik steigen die Forderungen an die Landwirtschaft: Transparenz der Nahrungsmittelproduktion, biologische und umweltverträgliche Erzeugung, Qualität und Tierwohl werden erwartet. Doch beim Kauf orientiert sich der Verbraucher zuerst am Preis. Während eine Familie in den 50er Jahren noch rund 40 Prozent für Nahrungsmittel ausgab, sind es heute nur noch 15 Prozent, berichtet die Verbraucherschutzzentrale auf der Bauerntagung in Wiesenbach. Da müsse man ansetzen, sagt Piet Vanthemsche. "Ich glaube, dass Verbraucher bereit sind, mehr zu zahlen für gute Qualität!" Aber dazu müsse die Kommunikation verbessert werden.
Auch der Dialog zwischen Landwirtschaft und Naturschutz soll vorangetrieben werden. In der Problematik Natura 2000 will man gemeinsam nach Lösungen suchen, die für beide Seiten akzeptabel sind. Die neue Agrarpolitik sei eine Herausforderung für die Landwirtschaft, so Vanthemsche. Dazu gehöre auch das Auslaufen der Milchquoten in gut einem Jahr. Eine hemmungslose Milchproduktion wird es seiner Meinung nach aber nicht geben.
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