In Bütgenbach/Elsenborn sind jetzt wie in anderen Gemeinden die Feierlichkeiten zum Gedenken an den Waffenstillstand von 1918 begangen worden. Der Erste Weltkrieg, den viele noch als den "grossen Krieg" bezeichnen, scheint in Ostbelgien nicht so sehr in den Köpfen präsent zu sein, viel weniger als der zweite Weltkrieg.
Im Gespräch mit dem Historiker Dr. Carlo Lejeune wird deutlich, dass unsere Region den Krieg aus einem anderen Blickwinkel erlebt hat. In Innerbelgien hingegen ist die Erinnerung an diesen Krieg mit einem grossen Trauma verbunden.
Wie Lejeune erklärt, war der Überfall und Einmarsch der deutschen Truppen ein erheblicher Vertrauensbruch. Über 6000 Zivilisten wurden erschossen, in über 35 Städten wurden ganze Strassenzüge gebrandschatzt, weil die deutsche Armee das Gefühl hatte, von Partisanen angegriffen worden zu sein.
Die Besatzungszeit sei für die belgische Bevölkerung ausgesprochen hart gewesen, so Lejeune. All das habe dazu geführt, dass der Erste Weltkrieg ein wichtiger Teil der belgischen kollektiven Erinnerung sei.
Anders in Ostbelgien, wie Lejeune im Interview mit Chantal Delhez erklärt. "Man stand auf der Seite der Deutschen, man hat einen Weltkrieg miterlebt, wo die jungen Männer in den Schützengräben traumatisiert worden sind, aber eine kommunikative und kulturelle Erinnerung hat es eigentlich kaum gegeben. Denn all das ist unmittelbar überlagert worden durch diesen Vaterlandswechsel."
Foto: ARTE France / © (BRF-Archiv)