Sechs belgische Universitäten und verschiedene Ärztevereinigungen haben sich jetzt gegen das Vorhaben von Gesundheitsministerin Onkelinx ausgesprochen, die Osteopathie als medizinischen Beruf anzuerkennen. Sie argumentieren, dass die wissenschaftlichen Grundlagen der Osteopathie beziehungsweise der Therapie nicht bewiesen seien. In Belgien gibt es 1600 Osteopathen.
Der St. Vither Werner Langer ist seit vielen Jahren Osteopath. Er gehörte zu den Osteopathen der ersten Stunde in Belgien und hat die ganze Entwicklung des Berufes mitverfolgt. Inzwischen unterrichtet er am privaten Institut für angewandte Osteopathie, das in Deutschland zehn Standorte betreibt. Die Diskussion, die zur Zeit in Belgien geführt wird und vor allem die Kritik, dass der Osteopathie eine wissenschaftliche Grundlage fehle, kann er nicht nachvollziehen.
Osteopathie als Teil der Schulmedizin
"Kritik entsteht, weil die Ärzteschaft sich nicht genügend mit Osteopathie beschäftigt. Osteopathie will eine Therapie im Rahmen der klassischen Schulmedizin oder wenigstens auf Grundlage der klassischen Schulmedizin sein", sagt Werner Langer im BRF. Seiner Meinung nach sucht der Patient eine moderne, ganzheitliche Therapie und will nicht von einem Computer analysiert und behandelt werden. Daher ziehe es viele Patienten zur Alternativmedizin. Sie investiere mehr Zeit und beziehe auch die psycho-emotionalen und sozialen Aspekte mit ein.
Der Beruf des Osteopathen ist schon seit 1999 anerkannt. Allerdings gibt es bislang keine Ausführungsbestimmungen für das Gesetz. Das soll sich jetzt ändern. Gesundheitsministerin Onkelinx arbeitet an einem entsprechenden königlichen Erlass, der die Osteopathie als medizinischen Beruf anerkennt. Was sich genau ändern wird, ist noch nicht ganz klar.
Osteopathen hoffen auf akademische Ausbildung
Die Osteopathie-Skeptiker werfen der Ostheopathie vor, nicht wissenschaftlich fundiert zu sein. Sie kritisieren, dass der wissenschaftliche Beweis für die Effizienz der Osteopathie fehlt. Eine Anerkennung der Osteopathie setzt eine einheitliche, akademische Ausbildung voraus. Diese wird jetzt angestrebt. Bislang verhält es sich so, dass Osteopathen zunächst eine Kinesitherapieausbildung und ein fünfjähriges, berufsbegleitendes Zusatzstudium mit einer wissenschaftlichen Abschlussarbeit absolvieren. Es gibt auch derzeit schon einen akademischen Studiengang in Form eines freien Masterstudiums, das sechs Jahre dauert.
Für Ende November ist eine Zusammenkunft zwischen Osteopathen und der Gesundheitsministerin geplant. Dann soll mehr Klarheit geschaffen werden.
Bild: brf