Wenn im Großherzogtum Luxemburg von Sozialwahlen die Rede ist, dann eigentlich von zweierlei: Zum einen geht es - ganz klassisch - um die Wahl der Personalvertreter in Betrieben mit 15 Beschäftigten und mehr.
Zum anderen wird die sogenannte "Chambre des Salariés" gebildet, die "Arbeitnehmerkammer" oder in Luxemburg auch "Salariatskammer". Sie ist eine Folge des Einheitsstatuts, wonach nicht mehr zwischen Arbeitern und Angestellten ("Privatbeamten") unterschieden wurde - aus der "Arbeiterkammer" und der "Privatbeamtenkammer" wurde also die Arbeitnehmerkammer.
Die Arbeitnehmerkammer vertritt immerhin die Interessen von mehr als 430.000 Menschen, die in Luxemburg arbeiten oder eine Rente beziehen, ganz gleich welche Nationalität sie haben oder wo sie wohnen. Also auch die der Grenzgänger, von denen es im Großherzogtum 170.000 gibt, darunter alleine 39.000 aus Belgien.
Von den im Ausland lebenden Arbeitnehmern nehmen erfahrungsgemäß aber weniger an den Sozialwahlen in Luxemburg teil. Beim letzten Mal waren es nicht einmal 30 Prozent. Das mag daran liegen, dass es in den Nachbarländern kein entsprechendes Pendant zur Arbeitnehmerkammer gibt. Bei den Wahlen der Personalvertreter in den Betrieben ist die Wahlbeteiligung viel höher - schon weil sie im Berufsalltag eher thematisiert werden.
Damit die Arbeitnehmerkammer möglichst den Arbeitsmarkt widerspiegelt, wird in neun Gruppen gewählt - nach Berufssektoren - und da spielt durchaus eine Rolle, wie stark diese oder jene Gewerkschaft ihre Mitglieder in dem betreffenden Sektor mobilisieren kann.
Und noch etwas: Das Votum läuft per Briefwahl. Dazu wurden allen Wahlberechtigten die entsprechenden Wahlzettel zugesandt - wie gesagt ob Arbeitnehmer oder Rentner, ob Luxemburger oder nicht, ob im Großherzogtum wohnend oder im Nachbarland. Bis morgen müssen die Stimmzettel wieder zurückgesandt worden sein - portofrei, auch das egal ob innerhalb von Luxemburg oder aus dem Ausland.
Die Auszählung wird am Mittwochnachmittag beginnen und voraussichtlich bis Anfang Dezember dauern - zwischendurch werden immer mal wieder Zwischenergebnisse geliefert. Das Zählen übernehmen 45 Mitarbeiter - von Hand! Vor 20 Jahren war bei den Sozialwahlen in Luxemburg noch mit Scanner und Computer gezählt worden. Die Programme waren aber so schnell veraltet, dass sie nicht mehr auf den aktuellen Rechnern liefen. Die Kosten für die Nachrüstung wären so hoch gewesen, dass wieder auf die althergebrachte Methode zurückgegriffen wurde.
Übrigens: Wer seinen Wahlzettel nicht abgeschickt hat und trotzdem mitbestimmen will, wer in die Arbeitnehmerkammer kommen soll, der kann den Zettel noch am Mittwoch im Ministerium in Luxemburg vorbeibringen.
Panne sorgt für Aufsehen
Eine Panne wurde gerade noch rechtzeitig entdeckt: Aus einem Kandidaten "Sascha" war auf dem Wahlzettel eine "Sandra" geworden - die entsprechenden Zettel und Umschläge mussten neu gedruckt, verschickt, ausgefüllt und zurückgesandt werden, auch von denen, die ihr Votum schon abgegeben hatten, das wiederum als "ungültig" aussortiert werden musste.
Gut, dass der Tippfehler "nur" die gut 15.000 Wahldokumente für Gruppe sechs - die Berufsgruppe der Staats- und Gemeindebediensteten - betraf. Beim Dienstleistungssektor wären es 170.000 Dokumente gewesen.
Bild: Siska Gremmelprez (belga)