"Nein, das ist kein Sex-Hotel", wehrt Seraings Bürgermeister Alain Mathot (PS) ab. "Träger ist eine Vereinigung ohne Erwerbszweck, und wenn es Überschüsse gibt, dann kommen diese Vereinigungen zugute, die sich mit dieser Problematik befassen." In Seraing seien mehr als 280 Prostituierte gezählt worden und er wolle nicht, dass seine Stadt zum "Mekka der Prostitution" werde. Sein Modell sei die "am wenigsten schlechte Lösung".
Mathot wirft seinem Lütticher Amtskollegen Willy Demeyer (ebenfalls PS) vor, die Lütticher Prostituierten durch die Schließung der Bordelle praktisch nach Seraing exportiert zu haben, ohne eine eigene Lösung des Problems anzubieten.
Mathot hat seine Absicht, die Prostitution auf seinem Stadtgebiet in einen geordneten Rahmen zu bringen, durchgezogen. Nicht weniger als 15 Architektenbüros hatten Projekte eingereicht. Im Sommer war bekannt geworden, dass das bekannte Brüsseler Büro Jourdain gekürt worden war. Jetzt wurde der architektonische Aspekt des Seraing-Modells einer VoE vorgestellt.
Die Anlage erstreckt sich um eine zentrale Gartenanlage, die den "Arbeiterinnen und Arbeitern" als Ruhezone zur Verfügung steht. Die Kunden hätten keinen Zutritt zu dieser Anlage und auch die Eingänge seien verschieden: Kunden und Arbeiterinnen hätten außerhalb der jeweiligen Studio ("Interface" - das Fremdwort für kommunikative Schnittstelle) keinen Kontakt.
Mathot hat die Anlage übrigens so anlegen lassen, dass - wenn es einmal in Belgien zum Verbot der Prostitution kommen sollte - die Anlage ohne Umbauten einer neuen Zweckbestimmung zugeführt werden kann - zu Büros oder zu einem Studentenwohnheim.