Am Freitag konnten zum ersten Mal geladene Gäste das neue Parlamentsgebäude besichtigen. Herzstück ist natürlich der Plenarsaal. Komplett in Holz gehalten, soll er die Bedeutung der ostbelgischen Holzwirtschaft symbolisieren. Das Heizungssystem wurde in den Abgeordnetenbänken versteckt. Die Regierung sitzt jetzt neben dem Präsidium. Parlamentarier und Regierung Auge in Auge - auch Ausdruck eines neuen Selbstverständnisses.
Auf der ersten Etage befinden sich die drei Ausschusssäle. Zwei von ihnen sind mit Konferenztechnik ausgerüstet. Teile davon wurden vom Kaperberg mitgenommen. Genau so wie die ehemaligen blauen Parlamentsstühle. Auf der zweiten Etage sind die Büros der Verwaltung. Die dritte Etage ist für die Fraktionen. Die Büros und Besprechungsräume sollen ein besseres Arbeiten ermöglichen.
Das ganze Gebäude ist auch für Menschen mit Behinderung zugänglich. Sprechende Fahrstühle für Sehbehinderte und Rauchmelder mit Lichtsignal für Gehörlose. Zwei Jahre haben die Arbeiten gedauert.
Präsident Alexander Miesen hatte schon in seiner Rede für ein selbstbewusstes Parlament plädiert. Miesen wünscht sich ein Parlament in einem für alle Bürger und Gäste offenen Haus. Es sei ein zeitgemäßes und funktionales Verwaltungs-und Tagungsgebäude geworden, das Mitarbeitern und Fraktionen korrekte Arbeitsbedingungen biete. Es sei energieeffizient, für alle zugänglich, aber kein Luxus.
Ein bisschen Geschichte ...
In seiner Ansprache erläuterte Miesen kurz die Historie des Umzugs, von der Grundsatzentscheidung im Jahre 2001 über den Baubeginn 2011 bis zur heutigen Fertigstellung. Miesen erinnerte daran, dass man das 22,5 Millionen Euro teure Vorprojekt um knapp sechs Millionen Euro gekürzt habe.
Er sprach auch von den politischen Kontroversen, die der Umbau hervorgerufen habe. Es sei inner- und außerhalb des Parlaments viel hin und her diskutiert worden. Letztendlich gehöre jedoch zu einer gesunden Demokratie, dass eine Entscheidung durch Mehrheiten zustande komme. Nicht jeder Abgeordnete sei dafür verantwortlich, was in der Vergangenheit entschieden wurde. Alle seien aber dafür verantwortlich, was ab nun daraus werde, so Miesen.
Das Gebäude gehöre zum Stadtbild und zur kollektiven Erinnerung an die Geschichte Eupens. Ein Abriss des Sanatorium wäre für viele Menschen eine bauhistorische Sünde gewesen.
Der Parlamentspräsident bedankte sich bei allen beteiligten Unternehmen. Man sei sicherlich nicht der bequemste Kunde gewesen. Das habe schon mit der Neukonzipierung des Projekts 2009 angefangen und in vielen Detailfragen geendet. Sein Dank galt auch den Mitarbeitern des Parlaments für ihre Geduld und Flexibilität.
Bild: BRF