Mit einer Entscheidung, wie die Krankenhauslandschaft in der Provinz Luxemburg im Jahr 2025 aussehen soll, ist angesichts vieler Unklarheiten wohl noch nicht zu rechnen. In einem Punkt sind sich allerdings alle einig: Die Krankenhauslandschaft in der Provinz Luxemburg braucht eine grundlegende Reform. Drei oder vier regionale Kliniken mit einem mehr oder weniger gleichen Angebot werden auf Dauer nicht zu halten sein.
Der gemeindeübergreifende Zweckverband VIVALIA, genauer gesagt eine Expertengruppe um dessen Generaldirektor Yves Bernard wurde damit beauftragt, einen Strukturplan auszuarbeiten - mit Blick auf 2025. Deren Schlussfolgerung: Wir bauen für den Süden und das Zentrum der Provinz ein neues, großes Krankenhaus mit 600 Betten. Im Norden bleibt ein Allgemeinkrankenhaus in Marche-en-Famenne mit rund 200 Betten bestehen. Die Standorte in Bastogne, Libramont und Arlon behalten nur noch Dienste zur ambulanten Versorgung, zur Nachbehandlung oder zur Altenpflege.
Probleme
Nun fangen die Probleme an: Zunächst einmal scheiterte der Plan "VIVALIA 2025" im Juni an der ersten Entscheidungshürde. Die liberalen MR-Vertreter im Verwaltungsrat der Interkommunalen legten ihr Veto ein: "wegen fehlender finanzieller Garantien". Immerhin dürften die Umstrukturierung der jetzigen Standorte und der Bau des neuen Super-Krankenhauses laut Schätzungen rund 350 Millionen Euro kosten. Der föderale Staatssekretär Philippe Courard, der auch Vorsitzender der sozialistischen PS in der Provinz Luxemburg ist, hat zwar zu verstehen gegeben, dass die Mittel und die Bereitschaft zur Förderung bei seinen Ministerkolleginnen vorhanden seien. Allerdings sei der Zug schon einmal abgefahren. Und Voraussetzung sei ohnehin ein Konsens in dieser Frage.
Da liegt das Problem: Als möglichen Standort für das neue Krankenhaus hatte VIVALIA den kleinen Ort Molinfaing östlich von Neufchâteau ausersehen, "auf der grünen Wiese", aber zentral gelegen und gut erreichbar in der Nähe zu den Autobahnen E25 und E411. Dagegen regt sich aber vor allem in der Provinzhauptstadt Arlon Widerstand - in der Ärzteschaft des dortigen Krankenhauses und in der Bevölkerung. Rund 3000 Bürger gingen vor zwei Wochen gegen die Pläne auf die Straße. Auf ihren Plakaten standen Losungen wie "A Arlon il y a le train, à Molinfaing il y a rien". Wer glaube, dass die Patienten aus dem Süden der Provinz das neue Krankenhaus besuchen würden, irre gewaltig, hatte Arlons Bürgermeister Vincent Magnus schon vor Monaten gewarnt. Die ließen sich dann eher im Großherzogtum Luxemburg pflegen.
Vor der jetzt anstehenden Verwaltungsratssitzung ist anscheinend Bewegung in die Standortfrage gekommen: Statt Molinfaing käme gegebenenfalls Léglise in Frage - gerade mal zehn Kilometer näher an Arlon. Ob das die Widerstände brechen kann, ist fraglich.
Vor allem wirft der Wahltermin von Mai 2014 seine Schatten voraus: Kein Politiker will sich an diesem heiklen Thema die Finger verbrennen. Es deutet also vieles darauf hin, dass die Entscheidung einmal mehr vertagt wird. Dabei ist 2025 bei einem solchen Vorhaben schon morgen.
Archivbild: Michel Krakowski (belga)