Politik wird als die Kunst des Machbaren beschrieben. Und als die Kunst, Entscheidungen zu treffen. Darum ist es schon ein Meilenstein, dass sich die Politik auf eine Trasse für die Umgehungsstraße nach Luxemburg festgelegt hat - "nach all den Jahren Hin und Her", wie es der Sprecher einer Bürgerinitiative formuliert hat.
Unterm Strich sind es - bis hierher - schon Jahrzehnte seit Beginn der ersten Planungen. In den 1980er Jahren wurden in Oudler sogar schon Grundstücke und Häuser auf einer vorgesehenen Trasse enteignet - sie sind inzwischen zu so etwas wie Naturbiotopen geworden, wie sie an anderer Stelle eine Trassenführung verhinderten.
Dieses Beispiel zeigt, dass nun nicht zu früh Hurra geschrien werden sollte. Denn nun muss erst mal weiter untersucht und geprüft werden, ob und wie die Umgehung auf dieser Trasse gebaut werden darf - und was sie wirklich kostet. Da dürfte, abgesehen vom Baurecht und von der Umweltverträglichkeit, der Knackpunkt liegen: 25,5 Millionen Euro, wie bislang geschätzt, sind ja kein Pappenstiel.
Das Vorhaben ist schon an kleineren Summen hängen geblieben - lange Zeit wurde der Stillstand in Sachen Vergleichsstudie mit ausstehenden Zahlungen des Auftraggebers begründet.
Immerhin hat das Zahlenspiel der Trassen nun ein Ende - es war nur noch für Insider verständlich. Grundlegend war immer die Frage, wo es lang gehen soll: bei dir oder bei mir?
Auch die "Kompromiss-Trasse 10", die erst relativ spät ins Spiel gebracht wurde, kann nicht alle zufrieden stellen - das haben vor allem Bürger aus Thommen und aus Espeler mit 733 Unterschriften ausgedrückt, als sich vor Monaten die Wahl für diese Trasse abzeichnete. Gestern haben sie sie sich besprochen. Ob und wie sie sich weiter aufstellen werden, dazu liegt auf Rückfrage noch kein Ergebnis vor.
So oder so: es braucht eine Umgehungsstraße für die tausenden Pkw und Lastwagen, die sich täglich über die N62 wälzen. Wobei sich abenteuerliche Szenen abspielen, die immer wieder auch zu schweren Unfällen führen.
Dieser Verkehr hat in den Dörfern nichts zu suchen, genauso wenig wie - nebenbei bemerkt - persönliche Anfeindungen, wie sie eine Zeitlang in Internetforen zu diesem Thema kursierten. Da ist Fingerspitzengefühl gefragt - das hat im Vorfeld auch die Opposition im Gemeinderat erkannt.
Wobei wir wieder bei der Kunst des Machbaren wären - und der Entscheidungen. Da die so lange erwartete politische Entscheidung für die Trasse nun getroffen wurde, ist es auch an der Zeit, dass endlich etwas gemacht wird.
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