
Kinder und Jugendliche stehen immer stärker unter einem emotionalen Druck. Davon berichten vor allem Pädagogen. Statistisch sind es zehn bis 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen, deren Verhalten Anlass zur Sorge gibt. Sei es, weil sie sich innerlich zurückziehen oder weil sie im anderen Extrem gewalttätig werden. Die Auslöser für emotionalen Druck sind dabei vielfältig. Sie reichen von Zukunftsängsten bis hin zu zerbrechenden Familienstrukturen, die früher Werte und damit Halt im Leben vermittelten.
Mit dem Thema "emotionaler Druck bei Jugendlichen" hat sich am Wochenende eine Tagung des Rats der deutschsprachigen Jugend beschäftigt. Dort haben unter anderem Vertreter der PMS-Zentren ihre Analyse des Problems dargelegt und über Lösungsansätze ausgetauscht.
"Mindfulness-Training"
Als Einstieg in eine "emotionale Bildung" präsentierte die Tagung das Konzept "Mindfulness" - zu Deutsch "Achtsamkeit". Eine Methode, die Psychologen in den 1990er Jahren entwickelt haben und die inzwischen regelrecht boomt. So sehr, dass auch Esoteriker das Konzept aufgegriffen haben und es dadurch teilweise einen zweifelhaften Ruf erhalten hat. Dabei hat Mindfulness tatsächlich eine positive Wirkung. Noch ist wissenschaftlich nicht klar, warum und wie genau die Methode funktioniert. Dass sie auf die Psyche stabilisierend wirkt, beweisen aber zahlreiche Studien. Mindfulness hilft beispielsweise, Depressionen vorzubeugen. Die Uni Leuven hat eine Studie zu Mindfulness bei Schülern wissenschaftlich begleitet und auch dort positive Effekte festgestellt. Schüler, die ein Mindfulness-Training erhalten haben, litten später seltener an seelischen Störungen. Die Methode sei zwar kein Allheilmittel, helfe aber, die Persönlichkeit zu festigen. Die Psychologin Inge De Leeuw hat das Mindfulness-Training in den Schulen durchgeführt.
Im Mindfulness-Training geht es darum, die volle Achtsamkeit auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Den Augenblick wahrzunehmen und alle anderen Gedanken über die Zukunft abzulegen. Das alleine habe eine Art therapeutische Wirkung, sagt Inge De Leeuw. Wenn das regelmäßig geübt wird, steigere dies die Lebensqualität automatisch.
Man richtet seine Aufmerksamkeit auf sich selbst, seinen eigenen Körper und seine Gefühle So schaffe man es, Emotionen mit einem gewissen Abstand zu betrachten, während wir uns sonst mit unseren Gefühlen vollständig identifizieren. Die Technik helfe, reflektierter mit seinen Gefühlen umzugehen und dadurch Spiralen von negativen, selbstzerstörerischen Emotionen zu durchbrechen. Eine Methode, die viel versprechend scheint und die laut Inge De Leeuw auch Kinder und Jungendliche durchaus anwenden können.
BRF1 sprach mit dem Jugendarbeiter Tom Rosenstein, dem Direktor des PMS-Zentrums der Provinz Siegfried Klöcker und der Direktorin des freien PMS-Zentrums Gaby Radermacher.
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