Am 23. Oktober 1973 tagte zum ersten Mal der Rat der deutschen Kulturgemeinschaft, der RDK. Inzwischen heißt er Parlament der Deutschsprachigen Gemeinschaft und auch sonst hat sich viel verändert.
Die Autonomie der deutschsprachigen Belgier ist ein fließender Ausbau von Zuständigkeiten und Entscheidungsbefugnissen. Das 40-jährige Jubiläum der ersten RDK-Sitzung ist nur ein Meilenstein von vielen. Vorausgegangen war die Schaffung des deutschen Sprachgebiets durch das Gesetz von 1963.
Als echten Durchbruch bezeichnet Ministerpräsident Karl-Heinz Lambertz die Gesetzgebungsgewalt, die die Deutschsprachige Gemeinschaft 1984 erhalten hat. Aber auch der eigene Gerichtsbezirk, der 1988 entstand, sei für die Autonomieentwicklung von fundamentaler Bedeutung gewesen, so Lambertz im BRF-Interview.
Zentraler Festakt am 23. Oktober
Am 23. Oktober findet der zentrale Festakt im dann frisch bezogenen neuen Parlamentsgebäude statt. Für Parlamentspräsident Alexander Miesen der Höhepunkt der Feierlichkeiten. Schließlich ist das Parlament das höchste Entscheidungsorgan der Gemeinschaft, so Miesen. Zur akademischen Sitzung am 23. Oktober im neuen Parlamentsgebäude wird zudem König Philippe erwartet.
Am 26. und 27. Oktober lädt das Parlament zu einem Tag der offenen Tür im neuen Gebäude. Gleich nebenan im BRF-Foyer zeigt eine Ausstellung, wie sich die DG-Autonomie auf etliche Lebensbereiche niedergeschlagen hat.
Auch die traditionellen DG-Veranstaltungen stehen im Zeichen des Jubiläums. Dazu zählen der Festtag der Gemeinschaft am 15. November oder das Treffen der "Ostbelgier in aller Welt" Ende Dezember. Ein eigener Festakt zum Einsetzen der ersten Regierung 1984 folgt am 31. Januar 2014.
Einen Blick zurück in die Zeit unmittelbar vor dem Rat der deutschen Kulturgemeinschaft werfen rund 20 Historiker. Sie arbeiten an einer sechsbändigen Reihe, die die Geschichte der deutschsprachigen Belgier systematisch aufarbeitet. Der erste Band erscheint in Kürze und befasst sich mit der Zeit von 1945 bis 1973. Die Nachkriegsjahre waren geprägt von den Konflikten zwischen pro-deutschen und pro-belgischen Strömungen. Sie stecken daher immer noch voller Tabus, die jetzt wissenschaftlich aufgearbeitet werden.
Nichts beschönigen oder verschweigen
Das Festprogramm zum Jubiläum soll nichts beschönigen oder verschweigen, sondern die Wirklichkeit zeigen, sagte Ministerpräsident Lambertz dem BRF. Dazu gehöre auch ein Blick mit kritischer Distanz und Empathie auf die zum Teil leidvolle Geschichte Ostbelgiens. Nur so könne man verstehen, warum die DG heute so ist, wie sie ist.
Die Geschichte von morgen ist die Politik von heute und weil die Autonomie weiter politisch gestaltet wird, gehört eine Tagung zu den Themen Grenzregion, Minderheit und Kleingliedstaat ebenso zum Festprogramm.
Ministerpräsident Lambertz hatte das Regionale Entwicklungskonzept als sein quasi Regierungsprogramm bezeichnet. Über genau dieses Entwicklungskonzept soll zum Abschluss der Autonomiefeierlichkeiten am 5. April ein öffentlicher Austausch stattfinden. Genau 50 Tage vor der Wahl zum neuen DG-Parlament.
Jubiläumsprogramm
Bis zum 22.12.2013: Erzählte Heimat – eine Zeitreise durch Ihre Dorf- und Stadtgeschichten
12.10.2013: Gesamtforum zum Regionalen Entwicklungskonzept (9:30-16:30 Uhr im Ministerium, Gospert 1, Eupen)
23.10.2013: Akademische Sitzung zum 40-jährigen Jubiläum der Einsetzung des Rates der deutschen Kulturgemeinschaft (RdK) (13:15 Uhr im Parlament der Deutschsprachigen Gemeinschaft)
26. und 27.10.2013: Tag der offenen Tür im neuen Parlamentsgebäude und Ausstellung im BRF-Funkhaus zu "40 Jahre gelebte Autonomie" (Sa. 10:00-17:00 Uhr, So. 10:00-18:00 Uhr)
15.11.2013: Festakt zum Tag der Deutschsprachigen Gemeinschaft (19:00 Uhr in der Festhalle "Zum Tünnes", Zur Hallbacher Mühle 5, Deidenberg)
05.12.2013: Buchvorstellung zur Regionalgeschichte 1945-1973 (19:30 Uhr im Ministerium, Gospert 1, Eupen)
31.01.2014: Kolloquium "Small is beautiful" (14:00-17:30 Uhr im Foyer Lüttich, Gospert 42, Eupen)
31.01.2014: Festakt zur Einsetzung der ersten Regierung (20:00 Uhr im Ministerium, Gospert 1, Eupen)
07. und 08.02.2014: Nacht der offenen Gemeinschaft (Fr. 16:00 bis 22:00 Uhr im Dienstleistungszentrum der DG und im Triangel in St. Vith, Sa. 14:00 bis 22:00 Uhr in den DG-Einrichtungen in Eupen)
05.04.2014: Abschlussforum zum Regionalen Entwicklungskonzept "Ostbelgien leben 2025" (10:00 bis 16:00 im Ministerium, Gospert 1, Eupen)
Bild: BRF