Es ging ihm wie manch anderem: Zur Politik kam Wilhelm Pip nach eigenem Bekunden eher zufällig. Auf der Suche nach geeigneten Kandidaten für die Gemeinderatswahlen 1952 war zunächst sein Bruder kontaktiert worden. Der winkte ab und schlug stattdessen "unseren Wilhelm" vor.
Der akzeptierte einen der hinteren Listenplätze und wurde prompt gewählt. Auf Anhieb kam der politische Neuling zu einem Schöffenmandat - als Kompromiss-Lösung, wie er später einem Journalisten berichtete. Diese Zeit habe dem Aufbau der im Krieg zerstörten Stadt gegolten, sagte er später.
Danach war er während zwei Legislaturperioden Bürgermeister, ehe seine Liste 1970 von einer Koalition unter Dr. Johann Huppertz abgelöst wurde. Zwölf Jahre lang saß Wilhelm Pip in der Opposition, ehe er 1983 wieder Bürgermeister wurde. Seine kommunalpolitische Laufbahn beendete er als einfaches Stadtratsmitglied.
Mitte der 90er Jahre zog sich Wilhelm Pip nach 42 Jahren aus der Gemeindepolitik zurück. Am Herzen lag ihm eine vermittelnde Rolle zwischen der Zentrumsfunktion der Stadt St. Vith und den Dörfern im Umland, wie er Anfang 1995 in einem bilanzierenden Gespräch mit BRF-Redakteur Guido Arimont sagte. 1996 wurde ihm der Titel eines Ehrenbürgermeisters verliehen.
Wilhelm Pip spielte auch eine wichtige Rolle in der Zeit des Aufbruchs und des Ringens um Autonomie Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. So forderte er klar und deutlich eine gleichwertige Kulturautonomie für die deutschsprachigen Ostbelgier. Das tat er zunächst in der Christlich-Sozialen Partei CSP.
Als deren Kandidat für den Senat, Johann Weynand, zum zweiten Mal nicht wie erwartet kooptiert worden war, trat Wilhelm Pip wie andere namhafte Mitglieder aus der Partei aus. Ende 1971 wurde er einer der Mitgründer der Partei der deutschsprachigen Belgier (PDB), für die er 1974 in den Lütticher Provinzialrat einzog. Von 1977 bis 1983 gehörte Wilhelm Pip der PDB-Fraktion im Rat der deutschen Kulturgemeinschaft an.
Zu seinen Weggefährten gehörte seit Ende der 60er Jahre der deutlich jüngere Lorenz Paasch. Das BRF Studio St. Vith bat Paasch um eine persönliche Wertschätzung des politischen Wirkens von Wilhelm Pip, angefangen bei der gemeinsamen Zeit im BSK ab 1983.
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