Für Angestellte gibt es in Belgien keine staatlich finanzierte Kurzarbeit, diese gibt es nur für Arbeiter. Der Hintergrund: Belgien ist eines der ganz wenigen Länder, das noch zwischen Verträgen für Arbeiter und für Angestellte unterscheidet. Die so genannte Zehnergruppe der Sozialpartner hat sich in Bezug auf diese Unterscheidung bislang nicht einigen können und das Thema an die Politik weiter verwiesen. Angesichts der Wirtschaftskrise ist das Thema sehr aktuell, denn Kurzarbeit - im belgischen Jargon "technische Arbeitslosigkeit" - verhindert Entlassungen, kostet aber Geld. Die Gewerkschaften fürchten nun, dass der verständliche Wunsch der Angestellten nach Kurzarbeit dazu führen wird, dass es für sie zu einer Regelung mit Lohnverlust kommt: Deshalb haben sie gestern eine Sensibilisierungsaktion gestartet. Bei Ford Genk, wo zur Zeit 1.000 Arbeiter kurzarbeiten, hatten sich Anfang April Manager und Angestellte für Kurzarbeit ausgesprochen, mit einer Mehrheit von 88 Prozent. Das firmeneigene Modell sieht zwei oder vier freie Tage im Monat vor, in der Periode von neun Tagen, an denen im April die Arbeiter kurzarbeiten. Den zugestandenen Lohnverlust dämpft ein doppelter Zuschuss von der flämischen Regierung und vom Arbeitgeber. Für nächste Woche hat die föderale Beschäftigungsministerin Milquet eigene Initiativen angekündigt. Statt 1.300 Autos werden in Genk zur Zeit täglich 800 montiert.
Frederik Schunck