Begonnen hatte alles wie eine Posse: Raerens Bürgermeister Laschet ließ abstimmen, und dem Schnellsprecher konnte es nicht schnell genug gehen, den Vorschlag abzuschmettern: die Fragen nach "dafür-dagegen-Enthaltung" kamen schneller als die Arme der Gemeineväter und -Mütter folgen konnten.
Alle Anwesenden blickten sich ungläubig an und brachen dann in Heiterkeit aus: Der Antrag des oppositionellen Grünen Ludwig Gielen war mehrheitlich angenommen. Ziemlich ungeniert hatte dieser darauf gedrängt, alle kommunalen Dächer, die sich auch nur irgendwie dazu eignen, mit Photovoltaik zu bepflastern.
Dabei pries er den Beitrag zur Energiewende überdeutlich mit dem Anreiz der Gelddruckmaschine an ("das kriegt man sonst nirgendwo") - so sehr, dass dies schon fast peinlich war. Peinlich deshalb, weil dieses Geld ja nicht gratis herkommt, sondern von grünen Zertifikaten, und diese wiederum am Ende zu Lasten aller Stromkunden gehen, der reichen und der bedürftigen, auch und nicht nur in Raeren.
Dann kippte die damalige Mehrheit ihren verunglückten Beschluss, doch beim Koalitionswechsel war der alte und neue Bürgermeister plötzlich Feuer und Flamme, die Raerener Geldreserven auf die Dächer zu bringen, auf dass sie dort neben nachhaltigem Strom vor allem viele Zertifikate und somit Euros produzieren sollten. Zwar zog Minister Nollet - ein Grüner übrigens - inzwischen die Notbremse bei der Förderung, angesichts der sich abzeichnenden milliardenschweren Umlage, doch ändert das nichts an der fragwürdigen Einstellung von Gemeindevertretern, Bürgern, die keine eigenen Dächer haben, die Stromrechnung zusätzlich zu verteuern, wenn ein Dagobert Duck-Schimmer in den Augen die Triebfeder ist.
Liegt es jetzt an der zwischenzeitlich erfolgten Mäßigung bei der Förderung, liegt es etwa tatsächlich an ethischen Überlegungen über die Lastenverteilung der Wendekosten, an den Machtverhältnissen innerhalb der Koalition oder an einer anderen Sicht auf die Energiepolitik? Wir wissen es nicht, Tatsache ist aber, in Eupen geht man die Sache anders an. "Wir produzieren für den Bedarf unseres Bauhofs, nicht um vorrangig ins Netz zu speisen um Geld zu machen", so der Eupener Bauschöffe Michael Scholl im BRF - und der Energiebeauftragte der Stadt erklärte: "Wir schauen uns die Gebäude an, und nicht die Dächer." Will sagen: Wir handeln nach unserem Energiekataster und seinen Erfordernissen.
Amüsant dabei ist für den Beobachter, dass der besagte Energiebeauftragte in Eupen damit das Konzept umsetzen kann, für das er in Raeren vergeblich stritt, wo er in der Opposition tagt. Doch wohltuend für den Bürger und den gebeutelten Stromkunden: Die fragwürdige Haltung, dass ausgerechnet die öffentliche Hand auf Kosten von jedem Stromkunden Rendite machen will, wird nicht überall betrieben - das Raerener Beispiel hat in Eupen nicht Schule gemacht. Die Förderbremse tut das Übrige.
Bild: BRF Fernsehen