Wir schreiben den 17. Juli 2013. Vor kurzem sprach Ministerpräsident Karl-Heinz Lambertz im ARD-Morgenmagazin über den Rücktritt König Alberts. Am 17. Juli erreicht ihn ein Brief aus Berlin, ironischerweise völlig ohne politischen Hintergrund. Der unbescholtene Bürger meldet:
"Am 4. Juli 2013 sah ich zufällig früh morgens im Deutschen Fernsehen ein Interview mit Ihnen, dem Ministerpräsidenten. Sofort fiel mir eine große Ähnlichkeit mit einem 'tonangebenden Mitglied' der '17 lustigen Belgier' auf, der im Dezember 2012 - wie ich - in einem Hotel auf Lanzarote weilte."
"Wohl wissend, dass es in Belgien seit 1919 Deutschsprachige gibt, versuchte ich mehrmals in Urlaubslaune mit mehr oder weniger intelligenten und provokativen Sprüchen in ihre festgefügte Gemeinschaft 'einzubrechen'", fährt der offensichtlich überdurchschnittlich gut informierte Berliner Weltbürger fort.
Auf seine Frage, ob man denn Kegelclub, Schützen- oder Fußballverein sei, antwortet der vermeintliche Ministerpräsident denn auch surrealistisch belgisch mit: "Von allem etwas". Begeistert kommentiert der Briefeschreiber: "Dies war für mich rätselhaft, spricht jedoch aus heutiger Sicht für einen köstlichen trockenen Humor" und beendet seinen Brief mit der Bitte um Aufklärung des soeben geschilderten Mysteriums.
So gebauchpinselt ließ die Antwort des Ministerpräsidenten, des echten diesmal, nicht lange auf sich warten. In seinen "kühnsten Träumen" hätte er sich solch "überraschende Folgen" eines Interviews nicht vorstellen können. "Seit meinem Amtsantritt vor 23 Jahren habe ich mir immer wieder mal einen Doppelgänger gewünscht, der mir zum Verwechseln ähnlich sieht und spontan Sprüche von sich gibt, mit denen ich mich problemlos identifizieren kann. Sie haben ihn offensichtlich gefunden!"
Leider wird unser Berliner Weltbürger enttäuscht, schreibt doch der Ministerpräsident: "Der korpulente, rothaarige deutschsprachige Belgier mit dem köstlich trockenen Humor" war auf gar keinen Fall Ministerpräsident, auch nicht der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens. Anscheinend war dieser weder offiziell noch inkognito jemals auf Lanzarote - so viel zum Thema Auslandsreisen.
Der springende Punkt bei der Sache ist allerdings nicht das leidige Thema Reisekosten. Vielmehr sollte die neu entfachte Hoffnung des Herrn Lambertz einen - laut eigener Aussage - würdigen Doppelgänger ausgerechnet im kleinen Ostbelgien zu finden mit Rat und Tat unterstützt werden.
Steckbrief eines würdigen Ministerpräsidentendoppelgängers wäre also wie folgt: rothaarig, korpulent, deutschsprachig, Belgier. Was die menschlichen Qualitäten angeht, braucht der Bewerber vor allem Humor, am besten trocken. Sonstige Führungsqualitäten werden nicht erwähnt, aber angesichts der Hotelauswahl auf Lanzarote sollte man auf "trinkfest" schließen.
Vor allem angesichts der aktuellen Tour durch sämtliche Dörfer der DG ist bei der Suche Eile geboten. Im Hinblick auf 2014 sollten mögliche Bewerber dann auch sprachlich versiert und bitte vollzeit verfügbar sein.
Die Spur nach Berlin möchte Ministerpräsident Lambertz, glaubt man seinem Antwortbrief, selbst verfolgen - indem er den Informanten auf ein Bier einlädt. Hiesige Kegelclubs, sowie Fußball- und Schützenvereine werden darüber hinaus aufgerufen, einen Dachverband zu gründen und mögliche Kandidaten dem Ministerium zu übergeben. Sachdienliche Hinweise aus der Bevölkerung bitte ans Ermittlungsbüro in der Gospert 42.
Bild: Nicolas Maeterlinck (belga)