Brasilien erlebt zurzeit eine der massivsten Protestwellen seiner Geschichte. Seit Dienstag gehen in verschiedenen Metropolen des Landes Menschen auf die Straße, um gegen Korruption und die unverhältnismäßig hohen Ausgaben der Regierung für die Fußballweltmeisterschaft 2014 zu protestieren. Zur Zeit läuft in Brasilien der Confederations-Cup.
Wegen der Milliardenausgaben für die WM steigen die Kosten in allen Bereichen des täglichen Lebens. Für die Menschen im Land kommt dafür aber nichts zurück: In den Städten kämpft man mit verstopften Straßen, gute Schulen oder eine umfassende Krankenversorgung bleiben für viele Bürger unbezahlbar.
Durch die Massenproteste haben Brasiliens Demonstranten eines ihres wichtigsten Ziele erreicht: Landesweit wurden die Fahrpreiserhöhungen für Busse und U-Bahnen zurückgenommen. Aber die Demonstrationen sollen weitergehen.
Ein wenig erinnert der Protest an die Studentenrevolutionen, die in den 60er Jahren stattfanden. Und auch die Umstände sind gleich. Der wirtschaftliche Aufschwung der letzten Jahre hat eine gebildete Mittelschicht hervorgebracht, die nun auf die Straße geht.
In der Hauptstadt Brasilia besetzten am Dienstagabend hunderte Menschen das Dach des Nationalkongressgebäudes, unter ihnen auch Yves Paquet, der in Brasilien geboren wurde und 22 Jahre seines Lebens in Ostbelgien verbracht hat. Er zog vor einem Jahr wieder in das Land und kennt die Lebensumstände vor Ort. Die Stimmung sei friedlich, fast schon ausgelassen gewesen - und das auch seitens der Polizei, berichtet Yves Paquet.
In Rio und São Paulo hingegen kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei. Einige hundert vermummte Randalierer griffen das Regionalparlament am Zuckerhut an. Unter insgesamt 100.000 Demonstranten bleiben Gewaltakte aber zum Glück eine Ausnahme. In den nächsten Tagen sind nun weitere Protestaktionen geplant, bei denen wieder hunderttausende Menschen friedlich auf die Straße gehen wollen.
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