Angesichts der Kostenexplosion bei der garantierten Förderung und der damit drohenden Umlage der Kosten auf alle Stromkunden hatte sich die Regierung in Namur Donnerstagabend darauf geeinigt, den Eignern von Sonnenpaneelen einen Preis von 65 Euro pro grünem Zertifikat weiterhin zu garantieren, bis der Preis für die Anschaffung erreicht sei. Für zukünftige Besitzer solcher Anlagen tritt ein neues System in Kraft.
Grüne Zertifikate: Eckpunkte der geplanten Neuausrichtung
Nach der Entscheidung stand bei der Photovoltaik-Firma "Confisolar" das Telefon nicht mehr still. "Wir haben heute relativ viele Anrufe gehabt. Die Kunden waren sehr verunsichert - darüber ob der Beschluss noch Auswirkungen auf die schon getätigten Bestellungen hat, die noch nicht gebaut sind, oder ob es Auswirkungen auf die künftigen Bestellungen gibt", blickt Unternehmer Guido Crott auf seinen Freitag zurück.
Aber eine eindeutige Antwort hat auch Crott nicht parat. "Wir haben den Kunden gesagt, dass wir selber noch nicht sicher sind, was sich jetzt wirklich ändern wird. Es gibt relativ wenig Information darüber, nur das, was die Kunden auch schon gelesen haben. Durch diese Verunsicherung können wir im Moment dem Kunden nur anbieten, dass er im Zweifelsfall - wenn diese Auswirkungen für ihn zu groß sein sollten - eben von seinem Vertrag nachher wieder zurücktritt."
"Wir wissen nicht, wie die Kunden darauf in Zukunft reagieren werden", sorgt sich Crott um sein Unternehmen und die gesamte Branche. Es müsse sich noch herausstellen, "ob es so einfach sein wird, den Kunden verständlich zu machen, dass sich Photovoltaikanlagen auch dann noch lohnen, wenn die Förderung massiv zurückgefahren werden sollte."
Auf lange Sicht sinnvoll
Aber Crott kann nachvollziehen, dass die Wallonische Regierung angesichts der Übersättigung des Markts keine andere Wahl hatte, als das System abzuändern. "Zwei Herzen schlagen in meiner Brust. Der Unternehmer sagt natürlich: Es kann nicht genug Förderung geben, dadurch verdienen wir Geld und können Arbeitsplätze sichern. Auf der anderen Seite sagt der Bürger in mir: Die Preise des Stroms müssen bezahlbar bleiben und deswegen muss die Förderung an den Marktpreis angepasst werden. Da gibt es sicherlich noch etwas Luft nach unten, aber eben nicht als rückwirkende Verminderung der Vergütung."
Es mache aber nach wie vor Sinn, eine Photovoltaik-Anlage zu installieren, "einfach um Strom aus erneuerbaren Energien zu gewinnen und nicht aus Atomkraft zum Beispiel." Aber auch ohne ökologische Motivation sei eine solche Anlage attraktiv. "Im Grunde genommen ist es mit der Investition in eine Heizung und eine Dämmung vergleichbar. Auch da gibt es Amortisationszeiten. Wir müssen in die Köpfe herein bringen, dass man den Renditegedanken hinten anstellen muss." Die Entscheidung für Photovoltaik sei eine "Investition, mit der man langfristig ohne Zweifel Geld spart."
fs/ew - Bild: Aurore Belot (belga)