Stefanie Schiffer vom Forum "Frauenstimmen".
Der "Equal Pay Day" markiert nicht nur symbolisch, sondern auch rechnerisch den Tag, bis zu dem Frauen über den Jahreswechsel hinaus länger arbeiten müssen, um auf das durchschnittliche Jahresgehalt von Männern zu kommen.
"Equal Pay Day" ist am 21. März - das bedeutet, dass Frauen knapp drei Monate länger arbeiten müssen. An diesem Tag machen Organisationen auf die Lohnungleichheit zwischen den Geschlechtern und auf die Gründe dafür aufmerksam.
Gesprächspartnerin: Stefanie Schiffer vom Forum "Frauenstimmen".
Wie sieht denn die Situation bei uns aus - in Belgien oder ganz konkret auch in der DG?
Stephanie Schiffer: "Die Situation ist in jedem Land unterschiedlich. In Deutschland spricht man von einer Lohnlücke von 22 Prozent, wahrscheinlich ist es in Belgien sogar ein bisschen mehr. Vor allen Dingen in ländlichen Gebieten sind die Zahlen noch erschreckender."
Woran liegt das Ihrer Meinung nach?
"Es gibt verschiedene Gründe für diese Lohnungleichheit. Zum einen ist es natürlich klar, dass Frauen öfter ihre Berufstätigkeit wegen der Kinderbetreuung unterbrechen oder reduzieren. Außerdem wählen Frauen eher als Männer schlechter bezahlte Berufe und werden beispielsweise Frisörinnen, Raumpflegerinnen und ähnliches. Frauen sind bei Lohnverhandlungen zurückhaltender und sie schränken sich somit auch manchmal in der Berufswahl ein."
Wie kann man da gegensteuern? Gibt es Maßnahmen, um die Situation zu verbessern?
"Wir möchten erst einmal das Bewusstsein für diese Thematik bei den einzelnen Bürgern, aber natürlich auch bei den Unternehmen, wecken und deshalb haben wir uns gedacht, dass wir ganz konkret jetzt schon einmal einen Aufruf starten möchten an die Unternehmen der Deutschsprachigen Gemeinschaft. Wir suchen das frauenfreundlichste Unternehmen. Das Projekt ist momentan in der Ausarbeitungsphase. Für uns ist wichtig, dass wir die Kriterien sorgfältig auswählen. Und wir hoffen, dass da doch einige Unternehmen angesprochen sind, diese Rahmenbedingungen auch zu verbessern."
Das Forum "Frauenstimmen" gehört der Partei PFF-MR an. Wie reagieren denn die Männer in Ihrer Partei auf ihre Projekte?
"Das Forum haben wir im Rahmen des Weltfrauentages am 8. März ins Leben gerufen. Unsere Männern waren begeistert und haben uns dabei wirklich unterstützt. Wenn es unseren Frauen gut geht, dann geht es uns auch gut, haben sie gesagt, und dass es ja eigentlich nicht nur Frauenthemen sind. Kinderbetreuung, Vereinbarkeit zwischen Familie und Beruf, das sind Themen, die gehen uns alle an."
Stehen Sie in Kontakt mit Parlamentariern, um Erreichtes auch in Gesetze einfließen lassen zu können?
"Das Projekt wird von Isabelle Weykmans und Kattrin Jadin unterstützt. Wir haben bei der PFF-MR ein ähnliches Projekt unter dem Namen "Life", das ist schon ein Vorteil, dass wir da auch auf gewisse Erfahrungen zurückgreifen können. Wir verstehen uns als ein liberales Denkforum, aber schon als ein offenes Forum. Natürlich ist jeder willkommen!"
Heute ist Equal Pay Day. Wie geht es danach weiter?
"Wir möchten Themenabende organisieren und wir haben ganz viele Powerfrauen bei uns, die auch Ideen haben. Auch unsere Männer haben uns schon das ein oder andere als Anregung zugesteckt und ich denke, Sie werden noch von uns hören."
Interview: Charles Dosquet - Bild: PFF