Eine Reihe von rätselhaften Sprengstoffanschlägen vor fast 30 Jahren in Luxemburg hat nun ein gerichtliches Nachspiel. Als mutmaßliche Bombenleger müssen sich seit Montag zwei Ex-Gendarmen vor der Kriminalkammer des Bezirksgerichts Luxemburg verantworten. Den 56 und 58 Jahre alten Männern werden insgesamt 20 Taten aus den Jahren 1984 bis 1986 zur Last gelegt. Unter anderem sollen sie Sprengsätze an Strommasten, am Luxemburger Flughafen, an einem Justizgebäude und vor einem Konferenzgebäude gezündet haben. Bei der Anschlagserie hatte es mehrere Verletzte geben. Es entstand ein Millionenschaden.
Die Vorwürfe lauten unter anderem auf versuchten Mord, versuchten Totschlag, Körperverletzung und Brandstiftung. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die ehemaligen Gendarmen mit ihren Anschlägen zeigen wollten, dass die Luxemburger Sicherheitskräfte zu schlecht ausgerüstet und organisiert gewesen waren. Am ersten Prozesstag ging es "um prozessuale Angelegenheiten", sagte der luxemburgische Justizsprecher. Etwa darum, wann welche der rund 90 Zeugen aussagen und wann welche Experten geladen werden sollen.
Im Bombenleger-Prozess geht es um einen der wichtigsten Fälle in der Kriminalgeschichte Luxemburgs - die "Affaire Bommeleeër" (Bombenleger). Es wird ein riesiges Verfahren: 45 Verhandlungstage sind zunächst bis zum 30. Mai terminiert. Die Verteidigung hat als Zeugen unter anderem die Ladung des luxemburgischen Premierministers Jean-Claude Juncker und von Mitgliedern der großherzoglichen Familie beantragt. Auch drei Experten des Bundeskriminalamtes sowie ein Sprengstoff-Hersteller werden vor dem Gericht aussagen, hieß es.
Die Angeklagten gehörten damals zu einer Spezialeinheit der luxemburgischen Gendarmerie, der "Brigade Mobile". Sie sollen unter anderem mit ihren Explosionen Masten des Stromversorgers Cegedel zerstört und das Instrumenten-Landesystem des Luxemburger Flughafens außer Betrieb gesetzt haben. Sie sollen auch einen Anschlag auf das Verlagsgebäude der Zeitung "Luxemburger Wort" verübt und während eines EG-Gipfels eine Sprengladung vor dem Konferenzgebäude gezündet haben.
Laut Staatsanwaltschaft verfügten die Täter über umfangreiche Detailkenntnisse der Arbeit von Polizei und Gendarmerie. Faktisch haben die "Bommeleeër" Reformen innerhalb der Strafverfolgungsorgane erreicht: So seien Gendarmerie und Polizei nach der Anschlagserie zusammengelegt, besser ausgerüstet und mit mehr Personal ausgestattet worden.
dpa/okr