In der Hochrisikoregion Aachen ist die erste Erdbebenstation unter dem Dom in Betrieb gegangen. Aus dem Erdboden zwischen den Dom-Fundamenten liefere sie präzise Daten zur besseren seismologischen Überwachung der gefährdeten Niederrheinischen Bucht, teilte der Geologische Dienst Nordrhein-Westfalen am Donnerstag mit.
Die Niederrheinische Bucht gehöre zu den Regionen mit der höchsten Erdbebengefahr in Mitteleuropa, Aachen zu den deutschen Hochrisikogebieten. Der Geologische Dienst verfüge jetzt über 14 Messstationen. Voraussagen könne man Beben aber nach wie vor nicht.
Die von einem Sensor erfassten Werte werden den Angaben zufolge in digitale Daten umgewandelt und zu den Seismologen nach Krefeld übertragen. Die Station erfasse zwar die Daten von Beben weltweit, aber von besonderem Interesse seien die kleineren, in der Regel für den Menschen nicht spürbaren Beben in der Region, sagte der Leiter des Erdbebendienstes beim Geologischen Dienst, Klaus Lehmann.
Diese zusätzlichen Daten sollen den Fachleuten bei einer genaueren Gefährdungsabschätzung helfen. "Es gibt keine Prognose und keine Vorhersagen", sagte Lehmann. Man könne erst nach einem Erdbeben reagieren und ablesen, wo die wahrscheinlich höchsten Schäden zu erwarten seien. Messtechnisch sei Aachen bisher ein weißer Fleck gewesen.
Der karolingische Kaiser Karl (747-814) hätte von seinem Thron auf die Stelle schauen können, unter der die Station liegt. Als Karl seinen Dom baute, habe ein Erdbeben im Jahr 803 mit einer Stärke von mindestens 5,5 auf der Richterskala den Bau beschädigt, sagte der Geologe und Erdbebenexperte Professor Klaus Reicherter von der RWTH Aachen. Als Dombaumeister Helmut Maintz die Risse jüngst bei der Innensanierung entdeckte, ließ er "Riss-Sensoren" einbauen, die kleinste Veränderungen messen können. In der Zusammenarbeit mit der Uni sei die Idee mit der Erdbebenstation entstanden.
Trotz der Erdbebengefahr - der Dombaumeister vertraut der soliden Bauweise Karls. Selbst die Vorstellung von einem sehr starken Erdbeben mit einer Stärke 7 macht ihn nicht bange: "Der Zentralbau wird das aushalten", sagte Maintz. Der Gedanke an die filigrane gotische Chorhalle mit den großen Fensterflächen mache ihn dagegen schon nervös.
dpa/rkr - Bild: BRF