Die nordrhein-westfälische Landesregierung fordert die vollständige Abschaltung grenznaher Atomkraftwerke.
Die Minister für Wirtschaft und Umwelt, Garrelt Duin (SPD) und Johannes Remmel (Grüne), appellierten am Dienstag an die deutsche Bundesregierung, sich dafür einzusetzen. Mindestens müssten Laufzeitverlängerungen in den Nachbarländern verhindert werden.
«Die Meldungen über angeblich gravierende Mängel beim EU-Stress-Test sind äußerst besorgniserregend», unterstrich Remmel in einer Mitteilung. In den belgischen Atomkraftwerken Tihange und Doel habe es in der Vergangenheit Leckagen beziehungsweise Risse im Reaktorbehälter gegeben. «Ein schwerwiegendes Reaktor-Unglück mit Freisetzung von Radioaktivität in einem Atomkraftwerk könnte erhebliche Auswirkungen auf die Menschen in NRW haben», warnte Remmel.
Die belgischen Atomkraftwerke seien nur 60 bis 120 Kilometer von der nordrhein-westfälischen Grenze entfernt. «Bei einem schweren nuklearen Unfall würde je nach Windverhältnissen die radioaktive Belastung in NRW in kürzester Zeit ansteigen.» Auch das dicht besiedelte Ruhrgebiet könnte betroffen sein. Wegen der langen Halbwertzeit von Cäsium 137 würde eine radioaktive Belastung in Böden und Pflanzen lange anhalten. Sogar die Auswirkungen der Atomkatastrophe von Tschernobyl von 1986 seien heute noch in Deutschland messbar, etwa bei Pilzen und Wildschweinen.
Auch vor dem Hintergrund der Katastrophe in Fukushima müsse die Bundesregierung alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um eine Gefährdung der Bevölkerung durch alte Atomkraftwerke auszuschließen, betonte Duin.
dpa - Bild: Bruno Fahy (belga)