Wer sich als außenstehender, neutraler, aber ernsthafter Beobachter mit dem Tod des Traditionalistenpriesters Paul Schoonbroodt, besonders aber mit seinem Begräbnis beschäftigt, kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sich in der katholischen Welt wahre Grabenkämpfe abspielen, um Gläubige, oder sekulär gesprochen, Marktanteile: Da gibt es die Amtskirche, wo im Vatikan bereits um die Nachfolge des Papstes gekämpft wird, mittels gezielter Indiskretionen, wofür sich schnell die Wortschöpfung Vatileaks bildete.
Dann gibt es die Piusbruderschaft, wobei nicht recht klar ist, wer um wen buhlt, der Vatikan um die Bruderschaft, oder die Bruderschaft um den Vatikan, auch hier geht es um Einflussnahme, wenn nicht um Übernahmeversuche. Was dazu geführt hat, dass innerhalb der Bruderschaft ein harter Flügelkampf ausgebrochen ist, seit der Vatikan konkrete Vorschläge einer Zusammenarbeit gemacht hat.
Dieser Priesterbruderschaft fühlte sich auch eine Zeitlang Paul Schoonbroodt hingezogen, war sie doch von seinem frühen Weggefährten Erzbischof Marcel Lefebvre gegründet worden. Im Laufe der Zeit wurde Schoonbroodt aber zum überzeugten Sedisvakantist. Dies ist eine weitere Strömung in der katholischen Kirche. Aus ihrer Ablehnung des Konzils als neu-protestantisch und weltlich leiten ihre Priester ab, dass Paul VI und seine Nachfolger ihrer päpstlichen Pflicht nicht nachkommen und der Stuhl Petri somit vakant, also leer ist. Davon sind sie überzeugt.
Sedisvakantisten waren auch bei der Beisetzung in Steffeshausen, doch die Totenmesse verfolgten sie außerhalb der Kirche. Denn die Priester, die die Messe zelebrierten, zelebrierten sie nicht, wie Paul Schoonbroodt zelebrierte, indem er wie alle anderen Priester seiner Überzeugung den Papst aus dem wichtigsten Gebet, das die Messe erst zur Messe macht und somit den Kern ihres Glaubens berührt, bewusst ausschloss. Die Priester, die die Totenmesse feierten, taten dies nicht, was auf den Internetseiten der Sedisvakantisten zu scharfen Anklagen führte bis hin zum Vorwurf des Verrats.
Man kann nur spekulieren, wieso es der streitbare Rebell nicht geschafft hat, sein Haus in seinem Sinne zu bestellen. Er bedaure es, aber, was soll er tun, zitierte ihn am Donnerstagabend am Telefon der Ulmer Pater Rissling. Schoonbroodt's Rebellentum endet damit tragisch, doch diese Wahrheit dürfte ihm mehr gefallen, als die drohende mögliche Vereinnahmung durch ausgerechnet die, die den Weg nicht mit seiner Konsequenz gehen und für die er während eines Interviews eine Form von enttäuschter Verachtung zeigte.
Schoonbroodts internationale Gesinnungsfreunde hatten bereits am Donnerstag eine eigene Totenmesse für ihn terminiert, am Montag in Brüssel.
Vielen Dank für den Hinweis darauf, welchen Priester als Zelebranten sich der verstorbene Pfarrer Paul Schoonbroodt unter anderem auch für sein Requiem gewünscht hätte. Somit haben Sie ihm nur Recht getan! Bei dem im Artikel angesprochenenen Gebet handelt es sich um das erste Gebet während des Kanons der überlieferten Römischen Liturgie, in welchem zum Ausdruck gebracht wird, in Gemeinschaft mit welchem Papst und Bischof man liturgisch und somit auch glaubensmäßig stehe, bzw. ob man das heutige Rom und deren offiziellen Amtsräger als legitim ansehe. Und das hat Pfr. Schoonbroodt aufgrund seines konsequenten Festhaltens am katholischen Glauben eben nicht tun können. Möge er in Frieden ruhen!
Pfarrer Paul Schoonbroodt, den ich einmal persönlich treffen konnte, hat bei dieser Begegnung einen sehr freundlichen, ganz und gar nicht fanatischen, Eindruck auf mich gemacht. Er nahm persönlich theoretisch auch unter Traditionalisten einen sehr akzentuierten Standpunkt ein, den der Kommentator mit Sedisvakantismus korrekt benennt und definiert, vertrat diesen aber nur als seine eigene Überzeugung, ohne sie – auch innerhalb seiner Gemeinde – zur Glaubensfrage oder zum Kriterium der Katholizität zu machen. Die Kirche ist kunstsinnig ausgestattet und besitzt auch eine sehr schöne Pfeifenorgel. Was die Nachfolge betrifft, ist es erfreulich, wenn die moderate Praxis von Schoonbroodt sich fortsetzt. Das könnte durchaus durch die Piusbruderschaft oder auch durch andere Geistliche geschehen, allerdings nur durch ganz wenige Sedisvakantisten. Gerade wegen der genannten moderaten Praxis Schoonbroodts ist mir seine Exkommunikation völlig unverständlich. Heute, unter Benedikt XVI., würde sie nicht mehr erfolgen und war auch damals schon übertrieben. Wer da überreagiert hat, war eindeutig ein intoleranter Bischof, nicht Pfarrer Paul Schoonbroodt. Dass die Mitbrüder den Trauerfeierlichkeiten großteils ferngeblieben sind, zeugt von der Enge des Geistes und des Herzens, die viele kennzeichnet, die sich gerade in der Kirche für liberal und fortschrittlich halten. Paul Schoonbroodt war ein frommer Landpfarrer im besten Sinne des Wortes, dabei sogar noch gebildeter als der Durchschnittsgeistliche und von feiner menschlicher Wesensart. Sein Schicksal hat ihn zum Sedisvakantisten gemacht; im Alter ist man vielleicht nicht mehr so flexibel, sich in einer persönlich so sensiblen Frage nochmals umzustellen. Die Hauptschuld liegt in diesem Punkt eindeutig nicht beim Verstorbenen. Er möge ruhen in Frieden. Im Blick der Ewigkeit wird zählen, dass er es gut und aufrichtig gemeint hat. Er war nicht der Papst, deswegen kann und konnte man nicht verlangen, dass er hätte unfehlbar sein müssen.