"Ausländer bekommen mehr Sozialhilfe als andere, sie nehmen uns die Arbeitsplätze weg und betrügen den Staat" - solche Pauschalurteile und Gerüchte sind immer wieder zu hören. Den Stammtisch-Parolen wollte die Arbeitsgruppe des Eupener Stadtrates entgegenwirken - mit Fakten und Zahlen, die die Fachleute am Mittwochabend lieferten.
Nach Angaben des Bevölkerungsdienstes leben in Eupen rund 90 Nationalitäten. Die ausländischen Bürger machen einen Anteil von 16 Prozent aus. Die meisten kommen aus der EU, drei Prozent stammen aus Nicht-EU-Ländern. Das Aufeinandertreffen der verschiedenen Kulturen bringt Verunsicherung, Spannungen und Missverständnisse mit sich. Mit Pauschalurteilen wird ÖSHZ-Präsident Karl-Josef Ortmann immer wieder konfrontiert.
Gerade mal 1000 Euro pro Monat stehen einer anerkannten Flüchtlingsfamilie als Eingliederungseinkommen zur Verfügung. Damit muss sie den gesamten Lebensunterhalt bestreiten - genau wie belgische Sozialhilfeempfänger.
Informationen gab es auch vom Arbeitsamt. Leo Weynand erklärt, dass Menschen mit Migrationshintergrund in höherem Maße von Arbeitslosigkeit betroffen sind. Allerdings hätten die meisten keinen Anspruch auf Entschädigung. Ein Vorurteil ist, dass Ausländer den Einheimischen die Arbeitsplätze wegnehmen.
Dass Ausländer bei der Zuteilung von Sozialwohnungen bevorzugt werden ist ein weiteres Vorurteil, das die Wohnungsbaugesellschaft NOSBAU widerlegt. Bei der Wohnungsvergabe gelten die gleichen Bedingungen für alle Antragsteller.
Versuche, soziale Unterstützung zu erschleichen, gebe es immer wieder - sowohl bei Einheimischen als auch bei Ausländern, so Karl-Josef Ortmann vom ÖSHZ.
Damit das Zusammenleben der Kulturen besser funktioniert, will die Arbeitsgruppe des Stadtrates eine interkulturelle Dialog-Gruppe ins Leben rufen. Darin sollen Vertreter verschiedener Volksgruppen gemeinsam überlegen: Wie leben wir miteinander und was können wir verbessern. Der Leitgedanke soll "fördern und fordern" sein, wie Achim Nahl von der Arbeitsgruppe des Stadtrates erklärt.
Fordern will man aber auch von der einheimischen Bevölkerung: nämlich Verständnis und respektvollen Umgang. Fördern will man weiterhin die Aufklärung und Information. So soll es bald eine dritte Auflage der Broschüre "Migration in Eupen" geben - mit aktuellen Fakten und Zahlen.