Der Euro und die Griechenlandkrise waren die dominierenden Themen. Auch wenn Rektor Ernst Schmachtenberg versuchte, erst mal nur über die Deutsche Einheit und die europäische Vereinigung zu sprechen. Denn das ist Teil des Lebenswerks Schäubles und dafür erhält er den Karlspreis.
So wirklich gelungen ist die Abkopplung vom Thema Schuldenkrise nicht. Die erste Frage eines Studenten war auch gleich ein Affront. Er warf Schäuble vor, seine Politik nach dem Gusto der Finanzmärkte auszurichten und wollte dann wissen, ob Schäuble auch persönlich davon profitiere. Schäuble gab sich auf das Niveau herab und stellte klar: Nein, er sei nicht käuflich. Darauf Applaus von den Studenten, denen die Frage des Kommilitonen wohl auch etwas unangenehm war.
Bei den anderen Fragen ging es tatsächlich um die Einigung Europas. Wie demokratisch legitimiert ist die EU-Kommission oder der EU-Präsident van Rompuy? Was ist davon zu halten, wenn Frankreich wieder teilweise Grenzkontrollen durchführen will? Wie viel Souveränität kann ein Nationalstaat noch haben in einer EU und einer globalisierten Welt? Oder welche neuen Mitgliedsländer kann die EU noch verkraften?
Entspannte Atmosphäre
Die Atmosphäre war trotz der provozierenden ersten Frage sehr entspannt. Schäuble setzte immer wieder Pointen, die bei den Studenten ankamen. Mehrfach wurde gelacht in dem großen Hörsaal, der bis auf den letzten Platz belegt war. Wirklich Überraschendes hat er natürlich nicht gesagt. Er gab sich, wie gewohnt, als Verfechter der europäischen Idee. Sagte, er sei natürlich mit mehr demokratischen Entscheidungen einverstanden, wenn etwa der Posten von Herman Van Rompuy vom Volk gewählt würde. Und er erklärte: in unserer Welt gibt es keine zu 100 Prozent souveränen Staaten mehr. Die Themen Finanzmärkte oder Klimaerwärmung können einfach nicht mehr national bewältigt werden und sie zeigten, dass es mehr Europa brauche und nicht weniger. Mehr dazu sollen wir dann morgen von ihm in seiner Rede, das hat er angekündigt.
Karlspreisverleihung im Aachener Rathaus
Der Tag beginnt mit einem Pontifikalamt im Aachener Dom. Anschließend geht es in den Krönungssaal des Rathauses. Dort hält Luxemburgs Premier Jean-Claude Juncker vor etwa 850 geladenen Gästen die Laudatio auf Wolfgang Schäuble. Schäuble sagte heute vor den Studenten: Er und Juncker seien gute Freunde, daher werde Juncker wohl nichts Negatives über ihn sagen.
Der Sprecher des Karls-Preisdirektorium Jürgen Linden erwartet von Junckers und Schäubles Reden, dass sie Impulse setzen, wie Europa aus der Krise heraus kommt. Warten wir ab, ob die Erwartung erfüllt wird. Nach dem Festakt im Rathaus spricht Schäuble gegen 13 Uhr auf dem Katschhof zu den Bürgern, bevor es zwischen Dom und Rathaus bis zum Abend ein musikalisches Bühnenprogramm gibt.
Zur Verleihung am Donnerstag haben sich wieder etliche hochrangige Politikvertreter angekündigt. EU-Parlamentspräsident Martin Schulz, Bundestagspräsident Norbert Lammert oder auch der ehemalige Karlspreisträger und Ex-Bundespräsident Roman Herzog, um nur die wichtigsten zu nennen.
Archivbild: Reiner Jensen (epa)
Boah, da bekomm ich tierisch Bock auf zivilen Ungehorsam !