So ist wohl noch nie ein deutscher Opernspielplan vorgestellt worden - komplett im Konjunktiv.
«"Parzival" wäre eine von mir geplante Aufführung», sagte der Kölner Opernintendant Uwe Eric Laufenberg (51) zum Beispiel am Dienstag bei der jährlichen Pressekonferenz. «Wenn er denn kommt.»
So ging es weiter. Der Grund dafür war, dass ihm Kulturdezernent Georg Quander kurz vorher geschrieben hatte: «In jedem Fall weise ich Sie an, heute nur das anzukündigen, was mit dem jetzt genehmigten Zuschuss zuzüglich der zu erzielenden Einnahmen realisiert werden kann.»
Zerrüttet
An dem Ton merkt man schon: Das Verhältnis zwischen der Stadtspitze und dem Opernintendanten ist zerrüttet. Beide Seiten sprechen nun über einen Auflösungsvertrag zum Ende der kommenden Spielzeit. Selbst eine Entlassung Laufenbergs wird nicht mehr ausgeschlossen. In der vergangenen Woche erregte Laufenberg bundesweit Aufsehen, als er mitteilte, Köln müsse möglicherweise als «erste deutsche Stadt seit 1943/44» eine komplette Theatersaison absagen.
Die Finanzen der Oper sind seit langem ein leidiges Thema. Kritiker werfen Laufenberg vor, seinen Etat überzogen zu haben. Laufenberg bestreitet das. Er hält sein Haus für unterfinanziert. «Wir leben in der viertgrößten Stadt eines der reichsten Länder der Erde», sagte er am Dienstag. Da frage man sich schon, warum die Oper nicht angemessen finanziert werden könne.
Köln sieht sich gern in einer Liga mit Berlin, München und Hamburg, aber es kommt doch nur so eben über die Millionengrenze bei den Einwohnern. Doch auch wenn man Köln mit kleineren Städten vergleicht - Düsseldorf, Stuttgart, Dresden, Frankfurt - liegt seine Oper bei den Zuschüssen hinten. Teilweise hinkt der Vergleich allerdings, nämlich dann, wenn es sich wie etwa bei Stuttgart oder Dresden um Staatstheater handelt. Diese Häuser werden nicht von einer Kommune, sondern von einem Land finanziert - und das verfügt über ganz andere Mittel.
Oper oder Schultoiletten
Letztlich läuft alles auf die Frage hinaus: Braucht eine Stadt wie Köln eine Oper? Oder anders gefragt: Braucht sie eine Oper, eine Kinderoper, ein Theater, ein Sinfonie-Orchester, eine Philharmonie und zahlreiche Museen, davon allein drei nur zur Stadtgeschichte? Es gibt einige Städte im Ruhrgebiet, die früher auch glaubten, all das zu brauchen. Heute existiert nur noch ein Teil davon.
Für den gebürtigen Kölner Laufenberg hat die Opernkrise viel mit den Besonderheiten seiner Heimatstadt zu tun. Ihr Beiname «nördlichste Stadt Italiens» könne ja auch Assoziationen mit Neapel wachrufen. Doch nicht jeder denkt so. Im letzten Rosenmontagszug fuhr ein Wagen mit, der zeigte, wie die Stadt viel Geld in die Oper steckt und dafür die Schultoiletten verkommen lässt. Ein elf Jahre altes Mädchen hatte ihn entworfen. Auch eine Stimme aus Köln.
dpa - Bild: Elke Wetzig (elya)