Die Qual der Wahl: Der Finne Jari-Matti Latvala gewann am Mittwochvormittag die Qualifying-Prüfung der Rallye Portugal. Der Ford-Werksfahrer legte die 4,96 Kilometer lange QP in 3:01,884 Sekunden zurück - 1,771 Sekunden schneller als sein Teamkollege Petter Solberg.
Latvala entschied sich, wegen des Straßenkehrer-Effekts so weit hinten wie möglich zu starten - als 17. und damit letzter Prioritätsfahrer. Teamkollege Solberg wählte die Startposition 16.
Entgegengesetzte Strategie bei Citroën: Mikko Hirvonen und Sébastien Loeb fuhren im Qualifying auf die Plätze drei und vier und entschieden sich, das Feld anzuführen. Hirvonen geht als Erster auf die Strecke und hofft auf freie Sicht, Loeb als Zweiter. Thierry Neuville (Zehntschnellster im Qualifying) startet von Position sechs.
Für Aufregung sorgte am Mittwochmorgen wiedermal Paulo Nobre. Der Mini-Werksfahrer aus Brasilien spazierte ins Ziel der Qualifying-Prüfung, nachdem er den Mini JCW WRC aufs Dach gelegt hatte. Nobre wird am Donnerstag nicht an den Start gehen. Henning Solberg tritt aufgrund "vertraglicher Probleme" nicht an.
Nachtprüfungen und raue Schotterpisten als Herausforderung
Bei der 46. Auflage der traditionsreichen Rallye Portugal erwarten 22 Wertungsprüfungen über rund 435 gezeitete Kilometer (gesamt: 1564 Kilometer) die Piloten: flüssige Passagen genau so wie technisch anspruchsvolle Abschnitte auf harten Schotterwegen. 36 Prozent der Strecke wurden im Vergleich zu 2011 geändert. Nach einer spektakulären Zuschauerprüfung in Lissabon zu Beginn der Veranstaltung zieht der Rallyetross an die Algarve-Küste in den Süden. Wichtige Neuerung: Erstmals werden am Donnerstagabend drei Nachtprüfungen ausgetragen.
Aufgrund der rauen Pisten in den Bergen nördlich von Faro spielt der Reifenverschleiß eine wichtige Rolle. Zweite Schwierigkeit: Durch den Staub, den die Vorgänger aufwirbeln, sind die Sichtverhältnisse für die Fahrer stark eingeschränkt. Wer als Erster startet, hat freie Sicht - muss allerdings die losen Steine abräumen. Weiter hinten im Feld ist die "Bahn frei" - aber die Gefahr groß, in den Staubfahnen der Konkurrenz zu ersticken. Vor allem in der Nacht bleibt der Staub lange in der Luft hängen, weshalb die Veranstalter jetzt ankündigten, die Strecken der Nachtprüfungen zu bewässern.
Mit Unterstützung im Kampf gegen den Staub wird auch von oben gerechnet. Alle Vorhersagen gehen von Regen aus - deshalb wird den Crews zusätzlich zu den harten Reifensätzen für die Rallye Portugal eine weichere Gummimischung zur Verfügung gestellt, damit die Fahrer auf schlammigem Untergrund nicht ins Schwimmen kommen. Bei starkem Regen würde auch der "Straßenkehrer-Effekt" verringert, was wiederum den Ersten auf der Strecke zugute käme. Spannend also, ob sich die Ford- oder die Citroën-Strategie als die richtige herausstellt!
Neuville peilt Platz fünf an
Thierry Neuville und Nicolas Gilsoul wollen in Portugal den Aufwärtstrend bestätigen. Nach der ersten Bestzeit bei der Rallye Mexiko (...) sollen in Faro die ersten WM-Punkte her. "Ich war überrascht, dass wir in Mexiko gleich zu Beginn ums Podium kämpfen konnten", so der 23-jährige Citroën-Fahrer, der nach einem Aufhängungsschaden am Freitag ausgeschied. "Nach dem Neustart musste ich den Straßenkehrer spielen - und lernen, wie das Auto sich bei extrem rutschigen Bedingungen verhält. Kein Nachteil für Portugal ..."
Neben Neuville und Co-Pilot Gilsoul sind zwei weitere Belgier im Feld: Eddy Chevaillier als Co-Pilot von Peter Van Merksteijn (Citroën DS3 WRC), Robin Buysmans als Co von Dennis Kuipers (Ford Fiesta RS WRC). Der fünfte Belgier, Frédéric Miclotte, ist bereits draußen. Kevin Abbring und Co Miclotte dürfen nach einem Unfall im Shakedown nicht starten, weil der Überrollbügel des Skoda Fabia S2000 beschädigt ist. Die FIA entschied aus Sicherheitsgründen, das niederländisch-belgische Team schon vor dem Start aus dem Rennen zu nehmen.
wrc/pm/km - Bild: Willy Weyens