Weil vor allem die Bus- und Straßenbahnfahrer die Arbeit niederlegten, kam es in den Innenstädten zu erheblichen Verkehrsbehinderungen zu den Stoßzeiten, so auch in Aachen. Die Gewerkschaftler seien dem Streikaufruf zahlreicher gefolgt als noch vor zwei Jahren. Die Arbeitgeber kritisierten den Streik als verfrüht.
Die nächste Tarifrunde beginnt am Montag. Sollte es keine Annäherung der Positionen geben, sind weitere Aktionen nicht ausgeschlossen, heißt es von Seiten Ver.dis.
Verkehrschaos
Kaum Busse, keine Straßenbahnen, geschlossene Kitas, volle Mülltonnen: Den Warnstreik im öffentlichen Dienst haben am Mittwoch mehrere Millionen Menschen in Nordrhein-Westfalen zu spüren bekommen. Besonders betroffen war der Berufsverkehr. In Köln, Düsseldorf, Dortmund, Essen und zahlreichen anderen Städten blieben Busse und Bahnen in den Depots. Die Gewerkschaft Ver.di zählte 55.000 Streikende und mehr als 33.000 Demonstranten bei zahlreichen Kundgebungen der Gewerkschaft.
«Köln ist für 24 Stunden zu, da geht keine Straßen- und keine U-Bahn raus», sagte ein Ver.di-Sprecher. «Unsere Erwartungen sind weit übertroffen worden», sagte Ver.di-Landesleiter Uli Dettmann. Er warnte die Arbeitgeber vor einem «Spiel mit dem Feuer». «Wenn kein kompromissfähiges Angebot vorgelegt wird, sind wir gezwungen, den Druck zu erhöhen.» Auf den Straßen des Landes staute sich der Verkehr am Vormittag zeitweise auf bis zu 150 Kilometer. «Normal sind an einem Mittwoch 100 Kilometer», sagte ein Sprecher der Landes-Verkehrsleitstelle in Neuss.
«Weit über 90 Prozent der Verkehrskapazität sind weggefallen», sagte ein Sprecher der Rheinbahn in Düsseldorf. In der Landeshauptstadt fuhr keine Straßen- und keine U-Bahn. Mit privaten Subunternehmern wurde lediglich ein Bus-Notnetz mit 13 Linien aufrechterhalten. «Es fahren 100 statt 500 Busse», so der Sprecher weiter. Nach Angaben des Betriebsrats-Vorsitzenden Uwe David befanden sich 1400 Rheinbahner im Streik.
Länger gestreikt als verhandelt
«Eine derartige Eskalation der gerade begonnenen Tarifverhandlungen ist in keiner Weise gerechtfertigt», hatte der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung Kommunaler Arbeitgeber, Manfred Hoffmann, kritisiert. Die Gewerkschaften hätten erst vier Stunden verhandelt. «Damit streiken sie länger als sie bislang verhandelt haben. Das ist absurd.» Die Warnstreiks seien «Stimmungsmache auf dem Rücken der Bürger».
Mit den Aktionen erreichte die auf eine Woche angelegte bundesweite Warnstreik-Welle am Mittwoch Nordrhein-Westfalen und zugleich den bisherigen Höhepunkt. Die Gewerkschaften wollen Einkommensverbesserungen von 6,5 Prozent, mindestens aber 200 Euro im Monat durchsetzen. Zwischen Rhein und Weser betrifft der Tarifkonflikt laut Ver.di fast 580.000 Beschäftigte. Die Gewerkschaft Ver.di erklärte, mit der «heftigen Warnung» solle ein schnelles Ergebnis der Tarifverhandlungen erreicht werden. Die Tarifparteien wollen sich nächsten Montag und Dienstag erneut zusammensetzen. Die Arbeitgeber haben bislang kein Angebot vorgelegt.
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