Bruno Werner soll seine Tochter nicht bloß ermordet, sondern auch sexuell missbraucht haben. Das haben Gerichtsmediziner im Prozess ausgesagt.
Sie hatten an der Leiche der damals 19-Jährigen Rötungen und Verletzungen im Genitalbereich festgestellt, die nach Einschätzung der Mediziner kurz vor ihrem Tod entstanden sein mussten.
Ob es sich dabei aber um die Folgen einer sexuellen Handlung handelt oder ob andere Ursachen zugrunde liegen, könne nicht mit Sicherheit geklärt werden. Spermaspuren gebe es keine.
Schon der Verdacht eines sexuellen Missbrauchs veranlasste die Lütticher Anwaltskammer, Victor Hissel von dem Fall zu entbinden. Hissel selbst war wegen Besitzes von Kinderpornos verurteilt worden. Laut Medienberichten soll er nach dem Willen der Anwaltskammer daher nicht mehr an Fällen arbeiten, in denen der Verdacht auf Pädophilie besteht.
Hissel wollte zunächst gegen das Vorgehen der Anwaltskammer Einspruch einlegen. Die Verteidigung des Angeklagten habe Vorrang vor seinen eigenen Vergehen, erklärte Hissel. Heute Nachmittag akzeptierte er hingegen seine erzwungene Mandatsniederlegung. Die Anwaltskammer will nun im März über mögliche weitere Sanktionen gegen Victor Hissel entscheiden. Diese könnten bis zum Ausschluss aus der Kammer reichen.
Der Angeklagte Bruno Werner erklärte, er sei mit dem Wirbel um Victor Hissel überfordert und könne die juristischen Hintergründe nicht einschätzen. Nach dem Ausscheiden von Victor Hissel steht ihm im Mordprozess weiterhin Staranwalt Xavier Magnée zur Seite. Er hatte bereits Marc Dutroux verteidigt. Der vorsitzende Richter Philippe Gorlé bedauerte die Verzögerungen im Prozess. Der Zeitplan sei eng gestrickt. Am Freitag sollte eigentlich das Urteil fallen.
belga/l'avenir/sh - Archivbild: Michel Krakowski (belga)