Ein Attentäter hat mehrere Handgranaten auf eine voll besetzte Bushaltestelle an der Place Saint-Lambert geworfen. Außerdem hat er um sich geschossen mit einem Kalaschnikow-Maschinengewehr. Nach seinen blutigen Attacken richtete der junge Mann sich selbst mit einem Kopfschuss. Ersten Polizeiangaben zufolge handelt es sich um einen schon mehrfach straffällig gewordenen Mann namens Nordine Amrani. Der 32-jährige Mann war wegen Drogen- und Waffengeschäften vor drei Jahren verurteilt worden.
Über Hintergrund und Motiv des Anschlags ist noch überhaupt nichts bekannt. Die Polizei durchsucht zur Zeit die Wohnung des getöteten Attentäters und erhofft sich davon neue Hinweise. Das Fahrzeug des Attentäters wurde auf weitere Sprengsätze untersucht und aus Sicherheitsvorkehrungen kontrolliert gesprengt.
Tote und Verletzte
Zwei der vier Todesopfer sind Jugendliche zwischen 15 und 17 Jahren. Einer der beiden Jungen ist noch am Ort des Geschehens gestorben. Beim dritten Todesopfer handelt es sich um eine 75-jährige Frau. Der vierte Tote ist der Attentäter.
Die Verletzen wurden in sechs Krankenhäuser im Raum Lüttich gebracht. 28 Menschen, darunter fünf in einem lebensbedrohlichen Zustand, werden in dem Krankenhaus La Citadelle versorgt. Weitere fünf Verletzte wurden in ein Krankenhaus nach Maastricht gefahren.
Die meisten Opfer des grausamen Attentates sind junge Menschen zwischen 18 und 20 Jahren. Über die genaue Identität der vielen Verwundeten gibt es noch keine offiziellen Angaben. Angehörige können sich in den entsprechenden Krankenhäusern melden und auf psychologischen Beistand zurückgreifen. Die Stadt Lüttich hat eine Hotline eingerichtet: 0800/94 000.
Panik
Der gesamte Platz und die Innenstadt von Lüttich wurden gesperrt und glichen einer Geisterstadt. Auf dem naheliegenden Weihnachtsmarkt entstand eine Massenpanik. Zum Zeitpunkt des Attentates war die Place Saint-Lambert von mehreren Tausenden Menschen bevölkert. Die Polizei wies die Passanten an, sich in den Geschäften in Sicherheit zu bringen und sich hinter den geschlossenen Türen zu verriegeln.
Der Großeinsatz in der Innenstadt wurde gegen 16.00 Uhr beendet. Hunderte Schüler und Studenten konnten Schulgebäude und Unis jetzt wieder verlassen.
Provinzgouverneur Foret setzte keinen Notfallplan für die Provinz in Kraft. Stattdessen richtete er ein Krisenzentrum im Provinzpalast ein. Der Gouverneur will jede Aufregung oder Psychose vermeiden und rief die Lütticher Bevölkerung dazu auf, auf Schaulust und Gafferei zu verzichten. Als vorrangig bezeichnete er die Versorgung der Verletzten und den freien Zugang für Polizei und Hilfskräfte.
König Albert und Königin Paola haben den Tatort im Herzen der Maasstadt besucht und den Angehörigen der Opfer ihr Mitgefühl ausgesprochen. Auch Premierminister Elio Di Rupo und Innenministerin Joëlle Milquet sind in Lüttich. Sie zeigten sich ebenfalls schockiert und sprachen den Angehörigen ihr Mitgefühl aus.
Deutschsprachige Studenten chatten über Attentat
Der blutige Anschlag in Lüttich wird tausendfach im Internet kommentiert. Auch viele ostbelgische Studenten tauschen Informationen aus, vor allem über Facebook. Sie fragen nach, wie es ihren Mitstudenten in Lüttich geht. Viele berichten darüber, wie sie sich in Sicherheit begeben haben oder in ihrem Kot verschanzt haben.
Einige deutschsprachige Studenten haben die Ereignisse aus nächster Nähe miterlebt. Auch kursieren im Internet Amateuraufnahmen von den ersten Augenblicken unmittelbar nach dem Anschlag auf der Place Saint-Lambert.
Das Mobilfunknetz in und um Lüttich ist erheblich gestört worden. Zwischenzeitlich waren viele Mobilfunkkunden nicht erreichbar. Der Anbieter Proxismus berichtet von drei Mal mehr Anrufen als zu dieser Zeit üblich. Mittlerweile hat der Betreiber seine Netzkapazität verdoppelt. Auch die anderen Netzbetreiber berichten von einem deutlichen Anstieg der Anrufe und haben entsprechend reagiert. Inzwischen dürften jedoch alle Mobilfunknetze wieder reibungslos funktionieren.
belga/ak/sd - Bilder: Michel Krakowski, Eric Lalmand und Jonathan Berger (belga)
Gibt es mittlerweile Informationen der Polizei, ob man wieder auf die Straße kann? Wir sitzen hier in der Uni fest und wissen nichts Richtiges, man hört immer noch Sirenen und Hubschrauber überall.
Mittlerweile wurde bekannt, dass es sich beim schwerkriminellen Massenmörder um einen Marokkaner gehandelt haben soll.
Herr Decker, ich bin doch sehr überrascht, dass dies die Information ist, die Sie wohl am meisten zu interessieren scheint. Weder ein Belgien noch ein Marrokkaner hat das Recht, sich so zu verhalten. Da scheint nun die Nationalität das nicht noch schlimmer zu machen.