Gerne würde Marie-Paul Stevens aus Malmedy uns Rede und Antwort stehen, auch auf Deutsch, wie sie sagt. Solange aber die Untersuchung ihres Falles durch die Diözese von Dijon läuft, ist sie zum Schweigen verpflichtet. Berufen wir uns also auf die Tageszeitung "L'avenir", die ihre Geschichte nachzeichnet.
Eines Tages merkt Marie-Paul Stevens, dass ihr Mund häufig trocken ist - ärztliche Untersuchungen stellen fest, dass sie am sogenannten Sjögren-Syndrom leidet, im französischen Sprachraum auch unter der Bezeichnung "Goujerot-Sjögren" bekannt.
Es beschreibt eine Autoimmunerkrankung, bei der die Speichel- und Tränendrüsen angegriffen werden. Das führt zu anhaltender Trockenheit des Mundes und der Augen. Daneben können auch rheumatologische Erkrankungen auftreten. Behandelt werden können nur die Symptome etwa mit Hilfe von künstlicher Tränenflüssigkeit.
Pilgerfahrt und Heilung
Seit fünf Jahren leidet Marie-Paul Stevens an der Krankheit, als sie im Frühjahr 2002 beschließt, zum Karmel von Flavignerot zu pilgern. Das liegt ganz in der Nähe von Dijon. Sie ist dort nicht zum ersten Mal. Die Religionslehrerin, die sich auch in der Pfarre engagiert, betet hier zu Elisabeth von der heiligsten Dreifaltigkeit. Über ihre Lektüre war sie auf die französische Ordensfrau, mit bürgerlichem Namen Elisabeth Catez, gestoßen, die ebendort, im Karmel von Dijon-Flavignerot ihr Gelübde ablegte. Sie starb 1906 im Alter von 26 Jahren an einer schweren Krankheit. 1984 wurde sie von Papst Johannes Paul II. selig gesprochen.
Bei dieser Elisabeth von der Dreifaltigkeit wollte sich Marie-Paul Stevens für den Beistand während ihrer Krankheit bedanken. Am 2. April 2002, so bezeugen es zwei Begleiter, habe sie sich nach dem Gebet in der Kapelle auf einen Stein gesetzt, die Arme erhoben und ausgerufen, sie sei nun nicht mehr krank. Nach ihrer Rückkehr hätten sie auch die Ärzte für geheilt erklärt.
Handelt es sich hier um eine "wundersame Heilung"? Das untersuchen nun kirchliche Behörden. Vor gut drei Wochen hat die Diözese von Dijon eine Untersuchung eingeleitet - seit Mitte Juli wurden schon zweimal Vertreter des französischen Bistums im Kloster Wavreumont zwischen Malmedy und Stavelot vorstellig. Sie sind auf der Suche nach verbindlichen Zeugnissen, vor allem auch von ärztlicher Seite, die eine Heilung bescheinigen.
Sollten sie die nötigen Bedingungen zusammentragen, um vom kirchlichen Standpunkt aus von einem "Wunder" zu sprechen, könnte das über den konkreten Fall von Marie-Paul Stevens hinaus Folgen haben: Die katholische Kirche könnte sich dann veranlasst sehen, Elisabeth von der Dreifaltigkeit heilig zu sprechen.
Bild: Willuconquer (wikipedia)