Eigentlich sollte das neueste Sparkonzept der belgischen Postoberen nicht publik werden, doch konnte die Zeitung "De Standaard" bereits einen Blick darauf werfen und zögerte dann auch nicht, die Einzelheiten zu veröffentlichen. Und diese hören sich nicht nur ziemlich drastisch an, sie sind es auch.
Das Endziel besteht darin, die Dienstleistungen von B-Post bis zum Jahre 2017 vollständig zu reorganisieren. Dies geschieht in mehreren Etappen, doch in der Schlussphase wird es so sein, dass für die Postverteilung nur noch genau 15.170 Vollzeitbeschäftigte eingesetzt werden. Zurzeit sind es deren noch über 21.000.
Das heißt also, dass in den nächsten sechs Jahren bei der Postverteilung, die immer noch die Hauptaufgabe von B-Post darstellt, noch mehr als 6000 Stellen wegrationalisiert werden.
42 Prozent weniger Briefträger
Am härtesten vom Rotstift betroffen sind die Briefträger. Ihre Zahl wird sich bis 2017 um 42 Prozent verringern. Doch auch bei der Beförderung der Poststücke zwischen den verschiedenen Sortier- und Verteilerzentren werden Arbeitsplätze abgebaut. Der einzige Bereich bei B-Post, in dem noch neues Personal eingestellt wird, sind die Sortierzentren, wo noch knapp 1500 neue Mitarbeiter benötigt werden.
Dank der personellen Aufstockung in den Sortieranlagen kann die Post in den kommenden Jahren sich problemlos von rund 6000 Briefträgern trennen, weil deren Arbeit von den dortigen Maschinen übernommen wird. Zurzeit ist es ja so, dass der Postbote morgens seine Arbeit damit beginnt, dass er die Briefe und sonstigen Poststücke, die in seinen Zustellungsbereich fallen, zunächst nach Straßen und Nummern sortiert. Diese Arbeit nimmt nicht selten zwei bis drei Stunden in Anspruch. Genau hier tritt eine große Änderung ein, denn spätestens ab 2017 wird die ganze Post bis auf die genaue Hausnummer in einem der fünf großen Sortierzentren des Landes soweit vorbearbeitet, dass der Briefträger die Post sozusagen mundgerecht erhält, so dass er sie unverzüglich austragen kann.
Bei den Sparplänen von B-Post wird allerdings noch einem zweiten bedeutenden Faktor Rechnung getragen, nämlich dass der Umfang der zu bearbeitenden Post in den kommenden Jahren noch weiter zurückgehen wird. Konkret geht man bei der Direktion davon aus, dass sich das Volumen, beziehungsweise die Anzahl der Briefe und sonstigen Poststücke, um nochmal 20 Prozent verringern wird.
Mehr Schlaf - mehr Flexibilität
Aufgrund dieser Entwicklung, insbesondere aufgrund der weiter um sich greifenden Automatisierung bei B-Post, wird sich aller Voraussicht nach auch der Arbeitsalltag der noch verbleibenden Postboten mehr oder weniger stark ändern. Während heute noch ein Briefträger seine Arbeit morgens um 5 Uhr beginnt, wird er wohl künftig etwas länger schlafen können, dafür allerdings auch später Feierabend haben.
Noch unangenehmer dürfte sich für die Postzusteller die Flexibilität auswirken, die ihr Arbeitgeber von ihnen künftig verlangen wird. Während heute noch die meistens Postboten ihre Arbeit dort verrichten, wo sie auch wohnen, oder zumindest in unmittelbarer Nähe, werden sie künftig weitere Arbeitswege in Kauf nehmen müssen, weil sich ja das Sortierzentrum nicht unbedingt neben ihrer Haustüre befindet.
Keine Kündigungen
Allerdings hat die Direktion von B-Post den Gewerkschaften eines hoch und heilig versprochen: Entlassungen wird es nicht geben. Bisher hat sich das Unternehmen an dieses Versprechen gehalten. Der Personalabbau erfolgt, wie es so schön heißt "über natürliche Abgänge". Jahr für Jahr gehen bei B-Post einige tausend Mitarbeiter in die Rente, und die werden zum größten Teil nicht mehr ersetzt. Eine Tatsache ist, dass bei der belgischen Post schon seit fast zehn Jahren permanent neuorganisiert und rationalisiert wird.
Trotz aller Proteste der Gewerkschaften hat sich die Direktion von diesem Kurs nicht abbringen lassen und so soll es auch bleiben, denn, so beteuert immer wieder ihr oberster Dienstherr Johnny Thijs, dieser Weg ist die einzige Alternative für B-Post, im europäischen Wettbewerb zu überleben.
Durch die bisherigen Umstrukturierungen ist die Zahl der Vollzeitstellen seit dem Jahre 2003 bei der Post von über 40.000 auf noch knapp 29.000 gefallen. Und, wie es aussieht, wird dieser Trend noch bis 2017 anhalten. Im Gegenzug kann die Direktion allerdings einen ganz erheblichen Pluspunkt vorweisen: Die finanzielle Lage bei B-Post ist hervorragend.
Auswirkungen auf die Region
Beschäftigten der Post in Eupen droht, dass sie in einigen Jahren ihren Dienst im Industriegebiet "Les Plénesses" in Thimister antreten müssen. Die genauen Auswirkungen für Eupen stehen aber noch nicht definitiv fest. Die offizielle Version der Post lautet: Es könne sein, dass manche Aktivitäten in Verviers stattfinden würden, doch sei bislang noch nichts entschieden.
"Aus Sicht des Unternehmens ist Eupen geographisch gesehen nicht weit entfernt von 'Les Plénesses', so dass es durchaus möglich sein könnte, dass Personal dorthin arbeiten geht - allerdings mit einem deutschsprachigen Management, und indem alle Kriterien eingehalten werden. Aber das soll nicht heißen, dass es schnell über die Bühne geht", sagt Victor Fettweis, Bezirksdelegierter CSC Transcom der Post Verviers Spa Eupen.
"Die Postsammelstelle aus Eupen und Spa wird allerdings ganz sicher nach 'Les Plénesses' ziehen." In Eupen seien davon acht Personen konkret betroffen, die für das Einsammeln der Post zuständig sind, und nicht etwa die Briefträger.
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