Seit 1989 werden bei ArsKrippana Krippen aus aller Welt gesammelt und ausgestellt. Rund 300 Exponate umfasst die Sammlung inzwischen - Tendenz steigend. Auch in diesem Jahr ist die Ausstellung gewachsen: Neue Krippen aus Südamerika und Afrika bereichern die Vielfalt.
Ausstellungsleiter Michael Balter legt dabei besonderen Wert darauf, dass es selbst für wiederkehrende Besucher immer Neues zu entdecken gibt. "Der Besucher, der schon einmal vor zwei oder drei Jahren hier war, aber auch der Besucher, der letztes Jahr hier war, sieht teilweise ähnliche Exponate, aber wir haben auch ungefähr 20 neue Stücke", so Balter. "Aber auch die Exponate, die schon seit zehn oder 15 Jahren ausgestellt sind, sind in den letzten Jahren in ein neues Licht und in eine neue Atmosphäre eingetaucht worden."
Um die Krippen immer wieder neu in Szene zu setzen, arbeitet Michael Balter seit mehr als 20 Jahren mit dem Brüsseler Automaten- und Kulissenbauer Sebastien Boucherit zusammen. Seit einigen Jahren ergänzt der französische Stuckateur Olivier Jaubert das eingespielte Team.
Jedes neue Projekt wird von vielen intensiven Gesprächen begleitet. "Es geht immer darum abzuwägen, ob sich der Zeitaufwand für eine bestimmte Krippenszene lohnt und ob sie wirklich das Herzstück des Museums ist", erklärt Sebastien Boucherit. "Wenn wir das entschieden haben, dann machen wir weiter. Dann kommt es auch schonmal vor, dass wir Wochen an einer Vitrine arbeiten, aber wir erzielen Ergebnisse. Solange ich sehe, dass die Besucher stehen bleiben und man spürt, dass sie emotional berührt sind, habe ich das Gefühl, dass wir unser Ziel erreicht haben."
Zu den angesprochenen Herzstücken zählen in diesem Jahr die fertige Version des "Traum der Engel". Schon vor zwei Jahren hatten die Arbeiten an der sozialkritischen Installation der Aachenerin Berta Kals angefangen. Damals hatte Boucherit die Idee, die Figuren der Krippe - Engel, die mit Waffen musizieren - auf Wolken schweben zu lassen. Inzwischen ist ihm das gelungen.
Michael Balter hebt hervor, dass vor allem das Licht in der Krippe besonders ist - Glühbirnen, Spots oder andere Leuchtmittel an Wänden oder Decke sucht man vergeblich. Das Licht kommt direkt aus den Wolken selbst und trägt zur Illusion der schwebenden Figuren bei.

Direkt gegenüber vom "Traum der Engel" erwartet die Besucher ein weiterer Blickfang: eine Krippe komplett aus Glas. Ein ausgeklügeltes Lichtsystem sorgt dafür, dass die Farben der Figuren zum Vorschein kommen.
"Um jede Figur optimal auszuleuchten, haben wir entschieden, dass die Lichter aus den Figuren selbst kommen", erklärt Boucherit, der sich in den letzten Jahren auf die Lichtgestaltung spezialisiert hat. "Gleichzeitig darf die Beleuchtung aber nicht unangenehm für den Betrachter sein. Es sollten nicht zu viele Spiegelungen entstehen, die die Sicht behindern. Es ist ein schmaler Grat, um ein schönes Ergebnis zu erzielen."

Rund 15.000 Besucher kommen jährlich zu ArsKrippana. Viele der Stücke, die ausgestellt werden, gibt es nirgendwo sonst, beispielsweise eine 3D-Interpretation des Gemäldes "Die Volkszählung von Bethlehem" des Malers Pieter Bruegel von Martina Singer. Das Werk stand bereits im Bayerischen Nationalmuseum, bevor es zu ArsKrippana kam.
Ein ähnliche breites Angebot wie an der belgisch-deutschen Grenze gibt es nirgendwo sonst, sagt Michael Balter. Zum Großteil besteht die Sammlung aus klassischen Arbeiten, zum Beispiel aus Spanien oder Italien. Sozialkritische Krippen wie "Der Traum der Engel" oder die Friedenskrippe von Marie Therese Jung aus Mönchengladbach machen acht bis zehn Prozent der Sammlung aus.
"Wir geben diesen Krippen einen Raum. Weihnachten ist nicht für jeden ein friedliches Fest und diese Krippen regen zum Nachdenken an. Das möchten wir auch hier machen. Die Besucher finden das auch gut. Und der traditionelle Krippenbauer, der wird ja auch hier fündig. Das ist das Besondere. Wir haben hier eine Vielfalt, die man sonst nirgendwo findet" so Balter.
"Vieles hängt natürlich auch vom Kontext oder vom Ort ab. Wenn ich zum Beispiel auf einem Weihnachtsmarkt bin, dann erwartet der Besucher eine traditionelle Krippe. Hier sind wir in einem Museum und deshalb setzen wir den Künstlern keine Grenzen. Wenn man das macht, dann hat man zwar ein schönes Handwerk, aber dann kommt die Botschaft auch nicht rüber."
Auch für die kommenden Jahre hat Michael Balter zahlreiche Ideen, um ArsKrippana weiterzuentwickeln. Unter anderem soll der interreligiöse Austausch in der Ausstellung künftig noch stärker thematisiert werden.
Lindsay Ahn




